Liturgischer Impuls am Donnerstag, 18.02.2021

Elemente Geschwisterlicher Spiritualität nach Franz und Klara von Assisi

Diese Doppelberufung als Mann und als Frau in die Nachfolge Jesu ist eine spannende und reiche Berufung. Was können die beiden Menschen von damals uns heute sagen? Was können sie uns heute vielleicht neu ins Bewusstsein rufen? Ich lade Sie ein, ein Element der Geschwisterlichen Spiritualität neu zu entdecken.

 

             Element Eins  – Weg der Nachfolge

Klara und Franz von Assisi können uns heute Wegweiser sein auf dem Weg einer persönlichen Entscheidung und Bestimmung als Christ-innen zu leben. Beide konfrontiert mit starken und klaren Erwartungen der je eigenen Familien. Beide auf der Suche nach einem selbst bestimmten Lebensweg. Wer konnte den beiden die Richtung und den Impuls geben, um einen mutigen Selbstbestimmten Weg zu gehen?

  • Franz von Assisi konfrontiert mit den Erwartungen des Vaters in seine Fußstapfen zu treten und das Familiengeschäft zu übernehmen.

Die Antwort auf die Erwartungen bei Franz von Assisi:

 

Das Gebet vor dem Kreuz San Damiano um 1206

Höchster glorreicher Gott

Erleuchte die Finsternis meines Herzens

Uns schenke mir rechten Glauben, gefestigte Hoffnung und vollendete Liebe

Gib mir Herr, das rechte Empfinden und Erkennen

Damit ich deinen Heiligen Auftrag erfülle. Amen

 

Franz beginnt ein kleines Kirchlein zu renovieren und stellt sich an die Seite der Armen und Aussätzigen. Bald schließen sich ihm Verbündete an.

 

  • Klara von Assisi konfrontiert mit der Tradition und den Adelsgepflogenheiten des Standes. Ihr Weg und Schicksal scheinen klar vorgegeben. Sie soll die Familienmacht erhalten und vergrößert, und soll so verheiratet werden.

Die Antwort auf die Erwartungen bei Klara von Assisi:

 

Gebet im Geiste der Klara von Assisi:

Herr, öffne mir die Augen, mach weit meinen Blick und mein Interesse, damit ich sehen kann, was ich noch nicht erkenne.

Gib mir ein großmütiges Herz, das sich deinem Wort überlässt und zu tun wagt, was es noch nicht getan hat.

Herr, ich weiß, dass ich nur leben kann, wenn ich mich von dir rufen und verändern lasse. Amen

 

Sie flieht aus dem Elternhaus in der Nacht zum Palmsonntag und schließ sich erstmal der Gruppe der Bettler um Franz an. Wir schreiben das Jahr 1211. Der Beginn einer Geschwisterlichen Nachfolge.

Deutung:

Jeder Mensch auch heute, soll muss Erwartungen erfüllen. Ob in der Schule, in der Familie oder im Beruf. Welche Kraft kann dann die Nachfolge Christi haben? Hat sie die Kraft für mich etwas Neues zu entdecken?

Klara und Franz entdecken für sich den Weg mit Jesus und Ihr Weg erfährt Würde und Zukunft. Klar, nicht alles ist easy! Doch entscheidend ist, dass Sie einen Selbstbestimmten und von sich aus gedachtem Weg gefolgt sind! Beide lassen sich herausrufen!

Für beide wird der Weg zum Segen und für die Verbündeten! Beide legen tiefere Spuren in der Nachfolge Jesu fest. Beide entdecken neue Verbündete auf dem je eigenen Weg der Nachfolge. Christus wird für die beiden zur Lebensmitte.

Offensichtlich birgt die Nachfolge Jesu Schätze in sich. Hier zwei davon:

  • Ich frage und suche meinen Weg ins Leben. Es entsteht eine Beziehung.
  • Ich muss nicht allein den Weg gehen. Verbündete gesellen sich dazu.

Warum ist das so?

  • Weil in der Gemeinschaft mehr gelingen kann. Ich und mein Gott und ich und die Gemeinschaft. 
  • Weil in der Gemeinschaft mit Verbündeten letztendlich Christus sichtbar wird.

Nachdenken:

Wie würden Sie heute Ihr persönliches Gebet formulieren, um sich Ihren Weg der Nachfolge bewusst zu werden?

Stille

Mein persönliches Gebet heute am Beginn der Österlichen Fastenzeit, auf dem Weg der Nachfolge:

Herr schenke mir Geduld und Beständigkeit. Ich habe mich eins vor Jahren auf dem Weg mit dir gemacht. Bringe meine Taufe zu voller Geltung für mich und die Mitmenschen. Schenke mir leere Hände, die mit deinen Schätzen gefüllt werden; wie Beharrlichkeit, Dienstbereitschaft, Freundlichkeit und Offenheit für deinen Geist in der Welt. Mein Ich und dein Du, mögen sie wachsen in mir, so dass ein Wir für die Welt sichtbar und vernehmbar wird. Amen

Geschwisterliche Spiritualität heute: Entwicklung und Pflege der persönlichen Gottesbeziehung. Entwicklung einer eigenen Spiritualität. Suche nach der ganz persönlichen Berufung. Offen sein für Verbündete.

Das Wort Gottes

Ich lade Sie ein, nun dem Wort Gottes Raum zu geben. Das Tagesevangelium nach Lukas 9,22-25.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden: er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.

Zu allen sagt er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.

Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?

Evangelium, frohe Botschaft unseres Herren Jesus Christus

Die Resonanz bei Ihnen auf das eben gehörte Wort Gottes, sie mögen Segen entfalten, für Sie und die Menschen mit denen Sie das Leben teilen. Und der Segen Gottes, der alles Erdenkliche übersteigt, sei mit uns. Der Dreifaltige Gott sei uns Hort und Zukunft. Vater, der Spender allen Guten. Sohn, der uns stets voraus geht auf dem irdischen Weg. Der Heilige Geist, der uns tiefer in die Beziehung einführt.

Wunderbare Gemeinschaft!

Kurze Erklärung zum Hintergrund der Reihe der Geschwisterlichen Elementen: 

Die Berufung von Franz und Klara war es, das Evangelium (griech. = gute Nachricht) zu leben. Bedingt durch die Vielfalt des Evangeliums ist es immer nur möglich, bestimmte Aspekte hervorzuheben und in eine bestimmte Lebensweise umzusetzen. Die Spiritualität (spiritus: latein. = Geist) eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen ist daher geprägt von dem Blickwinkel, von dem er bzw. sie auf das Evangelium schaut und von den Erfahrungen, die sein bzw. ihr Leben geprägt haben.

Da auch das Leben und Wirken von Franz und Klara äußerst vielfältig und vielschichtig ist, beschränkt sich die Darstellung auf einige wesentliche Grundzüge seiner bzw. ihrer Spiritualität sowie kurzer Hinweise auf Bestandteile einer Geschwisterlichen Spiritualität heute.

Text: Franz-Josef Herzog und Grundauszüge aus der Reihe von Br. Stefan Federbusch OFM.

Musik: Marco Gulde – Aufnahme „Glorreicher Gott“ vom 17.02.2021 in St. Josef 

Bilder privat: Klosterkapelle San Damiano in Assisi.