Brief in die Ewigkeit, Newsletter Nr. 6, 11. August 2021

Liebe Heilige Klara von Assisi,

meinen heutigen Brief in die Ewigkeit schreibe ich an Dich, eine kluge und starke, selbstständige
und heilige Frau des Mittelalters. Vor 768 Jahren hast Du am 11. August das Licht der Ewigkeit erblickt.
Ich stelle mir das als ein Wahnsinnserlebnis vor. War es so? Bestimmt!

Dort hast Du auch deinen Freund Franziskus wiedergetroffen. Er hat Dir zu Erdenzeiten nicht nur die Haare abgeschnitten und ein Ordenskleid angezogen. Nein, er hat Dich auch vor deinem zornigen Vater beschützt und dir immer den Rücken gestärkt. Er hat euch Frauen ein Minikloster gebaut und in dessen Garten seinen Sonnengesang verfasst. In meinem Religionsunterricht wurdet ihr beiden vorsichtig das „Heilige Traumpaar“ genannt. Und da hat sich über die Zeit auch nichts dran geändert: jeder Mensch braucht zum Wachsen und Reifen unterstützende Menschen an seiner Seite. Und jeder Mensch kann empfangen und geben!

Hier auf Erden ist das Thema „starke und selbstständige Frauen“ grad in aller Munde:
Kannst Du dir vorstellen: wir hatten jetzt 16 Jahre eine Frau als Regierungschefin in unserem Land.
Und viele Männer erkennen an, dass sie mit ihrer Weiblichkeit auch neue positive Akzente
in der politischen Arbeit gesetzt hat.

Liebe Klara, Du hast als erste Frau Ordensregeln für Frauen geschrieben. Und dabei die Eigenverantwortung jeder einzelnen Schwester ins Wort gehoben. Alle Achtung für soviel Demokratie. Ich kann mir vorstellen, dass es den Päpsten nicht leicht fiel, diese Regeln abzusegnen. Umso mehr freut es Dich bestimmt,
wenn ich Dir erzähle, dass die Klarissen neben den Unbeschuhten Karmelitinnen der größte Frauenorden
der katholischen Kirche sind und es hier in Deutschland immerhin 20 Klöster gibt.

Eigenverantwortung jedes einzelnen Christen ist für unsere Kirchenoberen ja nicht so das große Thema.
Wir sind, wie zu Deiner Zeit, streng hierarchisch strukturiert und wohl jede Frau aber auch viele Männer können davon ein leidvolles Lied singen.
Es zu einem Sonnengesang werden zu lassen ist für jeden die große Kunst des Lebens.

Und so schwanke ich mit meinen Zeilen an Dich zwischen S.O.S. und HALLELUJA.

S.O.S., ich wünsche mir in unserer Kirche ein friedliche Revolution!
Damit wieder mehr Menschen sagen können: JA, ich bin Christ, mit allen Facetten die das Leben so hat und die katholische Kirche ist meine Heimat.

HALLELUJA, ich habe einen wunderbaren Glauben an einen liebenden dreifaltigen Gott!
Weil, egal was für Mauern es in Kopf und Herz gibt, Gott uns helfen will, sie zu überwinden.

Dazu muss ich Dir jetzt noch was Schönes erzählen! Als unsere Bennobuchhandlung geschlossen wurde (das ist das Un-Schöne), habe ich dort so quasi auf den letzten Drücker ein Buch gekauft:
„Halleluja, wie ich versuchte, die katholische Kirche zu verstehen“. Valerie Schönian, eine junge
feministische Berliner Journalistin ohne Kirchen- und Gottesbeziehung, begleitet ein Jahr lang den jungen Priester Franziskus im Umland von Münster. Es hat mich bewegt, wie sie von der Beobachtung zur persönlichen Teilnahme kommt. Wie sie alle Facetten unseres Glaubens wahrnimmt, mit der eignen Lebenswirklichkeit abgleicht und wie gut sie alle Fragen und Gedanken in Worte fassen kann.
Das allein ist schon schön! Aber für mich das Schöne: sie hat mir mit ihrem Buch mal wieder klar gezeigt,
was für ein Geschenk unser Glaube und die Gemeinschaft in der Gemeinde sein kann.
Auch Valerie ist für mich eine kluge und selbstständige Frau. Wie Du!

Übrigens, letztens liebe Klara musste ich lachen! Für was es so alles Schutzheilige gibt!
Kannst Du dich noch erinnern, wie Du Weihnachten in deiner Zelle auf dem Krankenbett eine Vision hattest? In der Du gesehen hast, wie zeitgleich in der Klosterkirche Gottesdienst gefeiert wurde.
Diese Überlieferung brachte 1958 Papst Pius XII dazu, Dich zur Patronin des Fernsehens zu erheben.
Weisst Du, was Fernsehen ist? Vielleicht macht ihr das in der Ewigkeit ja jeden Tag: fernsehen.
Sehen, was in der Ferne auf der Erde oder überhaupt im Universum so los ist.
Unser Fernsehen ist etwas begrenzter. Schon, weil die Bildauswahl nur bedingt frei wählbar ist.
Aber eigentlich ist unser Fernseher schon eine tolle Erfindung. Es verbindet die Menschen und Ereignisse
auf der Welt zu einer großen Weltgemeinschaft. Was sich dann aus dem umeinander wissen ergibt
ist ein eignes Thema. Das fang ich heute nicht an. Obwohl, wenn Du darauf Einfluss nehmen kannst,
dann vermittel uns Menschen neben dem Wissen umeinander doch noch mehr Empathie füreinander.
Egal, wo wir auf dem Globus leben.

Liebe Heilige Klara, gibt es etwas, was man den Bewohnern in der Ewigkeit wünschen kann?
Ich weiss es nicht und so seid ihr Beiden, Du und Franziskus, einfach umarmt und gegrüßt von der Erde

und von eurer Maria