Liturgie am Samstag – 30. Mai

Du gleichst in vielem all den andern
und bist doch einzig auf der Welt.
Mit dir allein darf ich erwandern
das Land, in dass ich hingestellt.
Du bist inmitten all der Dinge,
die mich umgeben wie die Nacht,
das große Lied, mit dem ich klinge,
und nur durch dich bin ich erwacht.
Du bist der Atem, der mich rührte
und der mir Leben eingehaucht.
Du bist´s, der mich zum Glück verführte
und der mich ganz in Leben taucht.
(Johann Freitag)

Ich lade Sie heute ein, dem Heiligen Geist auf der Spur zu sein. Zünden Sie eine Kerze an als Erkennungszeichen dafür, dass Gott in unserer Mitte ist. (Halten Sie weitere Streichhölzer bereit.)
Beginnen wir die Liturgie am Vortag des Pfingstfestes:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Rufen wir den Heiligen Geist an, uns wach-zu-rütteln und uns zu bewegen:

Komm, du Lebensspender, Heiliger Geist
(Liederwald Nr. 606)
Komm, du Lebensspender, Heiliger Geist,
der in uns die Totenstille zerreißt.
Komm, du Säuseln, und entfache den Sturm
tief in uns, durch uns, mit uns!
Du Stille am Morgen,
du Ruf im Verborgnen,
du Fels in der Brandung,
gibst Kraft zur Verwandlung,
lässt Neues entstehn
und uns anders sehn.
Komm, du Lebensspender, Heiliger Geist,…
Du sprichst tausend Sprachen,
damit wir erwachen.
Du schärfst unsre Sinne,
lenkst unsere Stimme,
lehrst uns zu verstehn,
Gottes Wege zu gehen.
Komm, du Lebensspender, Heiliger Geist…
Entfesselst die Gaben,
die wir versteckt haben.
Befreist uns von Schranken,
erhellst die Gedanken,
lässt Wunder geschehn
und uns Neues sehn.
Komm, du Lebensspender, Heiliger Geist…
(Martin S. Müller)

Nach Jesu Tod und seiner Himmelfahrt waren viele der Anhänger Jesu verunsichert und verängstigt. Jesus war nicht mehr als Mensch und Freund greifbar in ihrer Mitte. Viele waren enttäuscht, Zweifel und Unsicherheiten kamen bei manchen auf. Wie sollte es nun weitergehen? Einige aus dem Jüngerkreis zogen sich enttäuscht zurück – sie hatten ihre Hoffnungen wohl auf Sand gebaut… Andere blieben zusammen, vielleicht auch, um sich gegenseitig zu trösten und nach dem Sinn in dieser Situation zu suchen. Da machten diese Jüngerinnen und Jünger eine ungeheure Erfahrung. Die Bibel beschreibt das Geschehen in kräftigen Bildern: Ein tosendes Brausen, wie ein heftiger Wind, durchfährt das Trauerhaus, in das sie sich zurückgezogen hatten. Gottes Lebenskraft kommt wie Feuer auf die ausgebrannte Gruppe der Jüngerinnen und Jünger herab! Es kehrt sozusagen ein frischer Wind ein, der die mutlosen Jünger kraftvoll wachrüttelt und aus ihrer Trostlosigkeit herausholt. Die Jünger erinnern sich neu an das göttliche Feuer, das längst in ihnen brennt. Sie sind gewissermaßen „leicht entflammbar“ für die Botschaft, dass Jesus nun auf andere Weise bei und in ihnen ist. Aus diesen zündenden Gedanken werden zündende Worte, und die Jünger beginnen, aus dem Sorgenhaus herauszutreten. Sie lassen die Mutlosigkeit hinter sich und gewinnen eine neue Perspektive. Sie erzählen von Gott und von ihren Erfahrungen mit dem auferstandenen Jesus. Mit dieser Begeisterung haben sie leidenschaftlich auch andere angesteckt…(nach Apg 2,1-13).

Zünden Sie ein Streichholz an Ihrer Kerze an.
(Wenn Sie nicht allein sind, geben Sie das Feuer an Ihrem Streichholz an ein neues Streichholz der/ dem anderen weiter und entzünden damit ein weiteres Feuer usw.)

Wie wir eben erlebt haben, ist etwas von dem (göttlichen) Feuer zu jedem von uns gekommen (und wir haben es weitergegeben). Unser Streichholz ist wieder erloschen. Um unser inneres Feuer zu hüten, brauchen wir immer wieder den Kontakt zum göttlichen Feuer, den Kontakt zu Jesus und auch den Kontakt zu anderen, an denen unser Feuer sich entzünden kann. In den Flammen erkennen wir ein Zeichen für den Geist Jesu, den Heiligen Geist – die heilige Geistkraft, Gottes  Lebendigkeit und Leidenschaft in jeder und jedem von uns. Etwas Ähnliches haben vielleicht auch damals die Jünger in Jerusalem erlebt.

Was kann das für mein Leben heißen?


Die Sängerin Katy Perry beschreibt es auf ihre Weise in ihrem Lied „Firework“. Ihre Botschaft hören und sehen wir im Video, und können sie in der deutschen Übersetzung nachlesen.
https://www.youtube.com/watch?v=QGJuMBdaqIw

Feuerwerk
Hast du dich je wie eine Plastiktüte gefühlt?
Die vom Wind davongetragen wird,
Und wolltest nochmal anfangen?
Hast du dich je so, so dünn wie Papier gefühlt?
Wie ein Kartenhaus kurz vor’m Einsturz?
Hast du dich je gefühlt, als wärst du schon tief unter der Erde?
Schreist in deinem Grab, doch niemand kann dich hören?
Ist dir klar, dass es noch eine Chance für dich gibt?
Weil in dir noch ein Funke ist?
Du musst nur das Licht entzünden
Und es strahlen lassen
Erhelle die Nacht…
Denn …, du bist ein Feuerwerk
Komm schon, zeig ihnen was du wert bist
Lass sie verblüffte Rufe ausstoßen
Während du über den Himmel schießt
…, du bist ein Feuerwerk
Komm schon, lass deine Farben explodieren…
Und lass sie runter fallen
Du musst dich nicht fühlen, als nähmst du nur sinnlos Platz weg
Du bist einmalig, unersetzlich
Wenn du nur wüsstest, was die Zukunft dir bringt
Nach einem Hurrikan kommt immer ein Regenbogen
Vielleicht sind alle Türen nur deshalb verschlossen,
damit du eine öffnen kannst, die dich auf den idealen Weg führt
Wie ein Blitzschlag wird dein Herz glühen
Und wenn es soweit ist, wirst du es wissen
Du musst nur das Licht entzünden…
Denn …, du bist ein Feuerwerk……
Noch viel heller als der Mond…
Es war immer in dir…
Und jetzt ist es Zeit, es herauszulassen

Die Jüngerinnen und Jünger Jesu wurden an Pfingsten mit dem Hl. Geist erfüllt. Er kam über sie, der Funke sprang über! Sie erlebten den Hl. Geist als „gewaltige Kraft“ der Verwandlung, der Ermutigung. Plötzlich brannten sie für ihre Sache!

Fragen wir uns:
Wofür brenne ich?
…Was begeistert mich?
…Wofür bin ich Feuer und Flamme?
…Wofür habe ich eine Leidenschaft?
…Wofür investiere ich meine Kraft und meine Energie?
…Was lässt mein Leben gelingen?
…Was lässt mich lebendig sein?

 

Welches innere Feuer brennt in mir, von dem ich möchte, dass ein Funke zu anderen überspringt? Augustinus sagte: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“

Woran kann ich erkennen, wie Gott mich „anfeuert“, (s)ein Feuer in mir entzündet?

…Wo zeigt sich für mich das Wirken des Hl. Geistes in meinem Leben?

 

Welcher Mensch hat mich in meinem Leben begeistert?

…Welcher Mensch in meinem Leben hat meinen Glaubensweg besonders geprägt?


„Bestürmen“ wir immer wieder den Heiligen Geist, dass seine Geistkraft in unserem Leben, in unserer Pfarrei, in unserer Stadt, in unserem Land und auf der ganzen Welt wirkt:

Komm, heilige Geistkraft
Komm, brausender Sturm!
Komm in unsere verschlossenen Räume!

Stoß Fenster und Türen auf!
Reiß Mauern ein, die nicht tragen!
Mach uns neu! Mach uns frei!
Lass uns auferstehn!

Lass uns reden – alle sollen verstehen!
Lass uns handeln – dein Beistand wird helfen!
Komm, heilige Geistkraft!

(Dorothee Becker)

Und, machen wir uns bereit, uns auf die Kraft des Heiligen Geistes einzulassen:

Eine Schale will ich sein
empfänglich für Gedanken des Friedens – eine Schale für dich, heiliger Geist.
Meine leeren Hände will ich hinhalten
offen für die Fülle des Lebens – leere Hände für dich, Heiliger Geist.
Mein Herz will ich öffnen
bereit für die Kraft der Liebe – ein Herz für dich, Heiliger Geist.
Gute Erde will ich sein

gelockert für Samen der Gerechtigkeit – gute Erde für dich, Heiliger Geist.
Ein Flussbett will ich sein
empfänglich für das Wasser der Güte – ein Flussbett für dich, Heiliger Geist.
(Anton Rotzetter)

Darum bitten wir um Gottes guten und kraftvollen Segen.

Wir erbitten diesen Segen heute auch besonders für die Jugendlichen aus unserer Pfarrei, denen heute das Sakrament der Firmung gespendet worden wäre, hätte es keine Corona-Pandemie gegeben.

Und so segne uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

(Text und Bilder Patricia Sorek)