Liturgie zu Beginn der Sommerferien 2020

Zu Beginn der Ferienzeit, mitten im Sommer, lade ich Sie ein, sich ein paar Augenblicke Ruhe zu gönnen, auf den kommenden und gehenden Atem zu achten, sich gedanklich fallen zu lassen, sich in den Armen unseres Schöpfers zu wissen und seiner Großartigkeit in vielen kleinen Wundern des Lebens zu begegnen…ohne Plan, ohne Ziel…einfach DASEIN, im Hier und Jetzt…

Beginnen wir die Liturgie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Schöne Aussicht
wenn es dir eng wird
und die Zimmerdecke schon
auf die Haarspitzen drückt
entsteige dem Kleinkarierten
deiner winzigen Welt
hinaus hinauf
turmhoch bergan

mit dem Überschreitenjeder Höhenlinie
lässt du das Lastende
weiter unten zurück
steigst über die Stadt
und über dich hinaus
alles Engstirnige verwandelt
sich in Weitblick
rundum erneuernd

du bist über den Berg
stehst über den Dingen
und dir selbst
jetzt steigt
das Gipfelgespräch
mit dem höchsten

(Andreas Knapp)

Herr, du bist da 

Die Augen auf das Herz gestimmt, der Morgen ein Gedicht;
so sind wir alle heute hier mit fröhlichem Gesicht.
Wo zwei oder drei in deinem Namen
ob Kinder, Greise, Herren, Damen
beisammen sind und nicht allein,
willst du bei ihnen sein.
Herr, du bist da, du bist da, du bist da, hier in unsrer Mitte!
Herr, du bist da, du bist da, du bist da, Halleluja! Herr, du bist da!
Die Sinne wach, den Ruf gehört, die Ohren auf Empfang;
so sind wir alle heute hier mit Beten und Gesang.
Wo zwei oder drei in deinem Namen…
Herr, du bist da…
Die Hand geöffnet, Arme weit, sie laden jeden ein;
so sind wir alle heute hier und bitten: Kommt herein!
Wo zwei oder drei in deinem Namen…
Herr, du bist da…

 (Martin S. Müller)

Und so danken wir dir, Schöpfer des Himmels und der Erde, dass du uns jeden Morgen neu das Licht des Lebens schenkst, uns das Licht des neuen Tages sehen lässt. Du lädst uns täglich aufs Neue ein, nach deinen Spuren zu suchen und sie in allem zu finden, was uns umgibt.
Danke, dass du unermüdlich deine Liebe über uns ausgießt, damit wir aus ihr heraus leben. Amen.

Geburt des Morgens

der letzte Stern
gibt der Amsel den Einsatz

im Crescendo des Lichts
wächst die Erwartung des neuen Tages
der erste Sonnenstrahl
bricht sich in den Nachttränen

tausendfaches Aufblitzen im Tau
als habe sich der Sternenhimmel

in den Grashalmen verfangen
alle Farben werden neu erfunden

ein Atemzug Ahnung
vom ersten Schöpfungstag

(Andreas Knapp)

Du bist gut zu mir

 Ich lobe dich, o Gott, in deinen Händen schwebt das All.
Du bist der Grund der Welt, schaffst Leben ohne Zahl.
Dein Atem weht und wirkt in Menschen, Tieren, Raum und Zeit, so weit!
            Du bist gut zu mir, so gut zu mir, o Herr,
            alles was ich brauch‘, gibst du mir und noch viel mehr.
Ich lobe dich, o Gott, du bist mir nahe, wie ein Hauch;
umgibst mich wie die Luft, die ich zum Atmen brauch‘.
Bin ich mal traurig und allein, dann spür‘ ich: Du bist hier bei mir!
            Du bist gut zu mir, so gut zu mir, o Herr,
            alles was ich brauch‘, gibst du mir und noch viel mehr.
Ich lobe dich, o Gott, ohne dich wär‘ mein Leben leer,
doch ich entdecke dich, in allem um mich her.
Im blüh’nden Baum, im neugebor’nen Kind da lächelst du mir zu!
            Du bist gut zu mir, so gut zu mir, o Herr,
            alles was ich brauch‘, gibst du mir und noch viel mehr.

                        (Martin S. Müller)

Menschenfreundlicher Gott, du bist gut zu mir! Du lachst mich an in deiner Schöpfung, du redest zu mir durch deine Geschöpfe. Ich lobe und preise dich! Du bist nicht in Worte zu fassen. Ich muss singend und tanzend beten! Auf dass mein Gebet beflügelt himmelwärts zu dir emporsteige!
Was, nur was, hast du dir dabei gedacht, als du dir uns ausgedacht hast?

Psalm 8

HERR, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde,
der du deine Hoheit gebreitet hast über den Himmel.
Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du ein Bollwerk errichtet
wegen deiner Gegner, um zum Einhalten zu bringen Feind und Rächer.
Seh‘ ich deine Himmel, die Werke deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände,
alles hast du gelegt unter seine Füße:
Schafe und Rinder, sie alle und auch die wilden Tiere,
die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.
HERR, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!

 

Schöpfung eines Amateurs

aus purer Liebhaberei
hat Gott die Welt geschaffen
nicht im Wahn zur Perfektion
seine Leidenschaft gilt
den Abermillionen
Arten von Käfern

und wie ein Sammler
seltener Marken
die blaue Mauritius
als Fehldruck ganz besonders schätzt
so ist der Mensch
die Krönung seiner Kollektion

(Andreas Knapp)

Gebet

Menschenliebender, guter Gott, in aller Freude und an aller Lust am Leben möchte ich die Menschen nicht vergessen, die leiden und sich sorgen, die in Not sind, die sich nicht freuen können, die in Angst und Trauer, Krankheit und Verlassenheit leben.
Wende dich ihnen zu in deiner unendlichen Liebe! Höre ihre lauten und ihre stummen Schreie! Schicke ihnen deine beschützenden Engel! Sende ihnen Herzensmenschen, die sie begleiten! Sei du ihnen Halt! Gib mir die Bereitschaft für sie da zu sein, und deine Umarmung an sie weiterzuschenken. Amen.

Dem Schönen begegnen

Gott lege Seine Hand
auf deine Augen,
dass sie sich öffnen
für das Schöne:
für das sanfte Licht
der Mondsichel,
den schwebenden Tanz
der Schmetterlinge
für leuchtendes Waldbeerenrot
und zarten Kieselsteinschimmer
für das verträumte Lächeln in einem Kindergesicht.

Mögest du von Sehen
zu Sehen wandern.
Möge das Staunen dich niemals verlassen.

(Antje Sabine Naegeli)

Segen

Gott, du Quelle des Lebens,
du Atem unserer Sehnsucht
du Urgrund allen Seins
Segne uns mit dem Licht deiner Gegenwart,
dass unsere Morgen, unser Leben durchflutet
und unsere Dunkelheiten erleuchtet.
Segne uns, damit wir Segen sind.
Segne uns, damit wir einander segnen und stärken in dieser Ferienzeit. Amen.

(nach Katja Süss)

(Text und Fotos: Patricia Sorek)