Maria am Wege

„Mariä Himmelfahrt“ … …ist der liturgische Titel unserer Kapelle, der aber kaum gebräuchlich ist. Der Volksmund gab ihr in Anlehnung an die Hosterwitzer Schifferkirche „Maria am Wasser“ den Namen „Maria am Weg“.

Vor nunmehr 140 Jahren wurde die kleine Privatkapelle der Wettiner am Tag „Mariä Aufnahme in den Himmel“ geweiht. Prinz Georg, Bruder des Königs, verbrachte die Sommermonate mit seiner Familie in seinem Anwesen in Hosterwitz. Zum Gottesdienst musste man sich ins Pillnitzer Schloss begeben, was wohl nicht so angenehm war, denn 1877 veranlasste Georg den Bau einer Kapelle auf seinem Hosterwitzer Grundstück.

Äußerlich beeindruckt der Backsteinbau wenig, das Innere überrascht jedoch umso mehr. Die Wandmalereien erinnern mit ihren reichen Ornamenten an mittelalterliche Teppiche und sind ein Hinweis auf das Zelt des alttestamentlichen Gottesvolkes, in dem die Bundeslade mit den Gesetzestafeln aufbewahrt wurde. Besonders beeindruckend und interessant sind die Buntglasfenster, die im Sonnenlicht einen ganz besonderen Reiz ausüben.

Im Altarraum dominieren strahlend bunte Muster und Engel mit Instrumenten; die Fenster im Gottesdienstraum zeigen Heilige: allesamt Namenspatrone der Familie. Gleich mehrfach ist Maria, die Schutzpatronin der Gemahlin des Prinzen sowie einer seiner Töchter, dargestellt: Das Altarbild – gemalt von Anna Maria von Oer im Stil der Nazarener – hat das Thema „Blume aus der Wurzel Jesse“; eines der beiden großen Fenster zeigt die Gottesmutter als „Maria Immaculata“. Die kleineren Fenster daneben zeigen Verkündigung und Krönung Mariens, die Heilige Familie in der Zimmermannswerkstatt und die Schutzpatronin der ältesten Tochter, die heilige Mathilde als Wohltäterin der Armen.

Auf der linken Seite nun sind die Schutzpatrone der männlichen Familienmitglieder zu sehen: im größten Fenster die Gestalt des heiligen Ritters und Märtyrers Georg mit dem Drachen zu seinen Füßen. Die Schutzheiligen der 4 Söhne sind: Johann Nepomuk, Albertus Magnus, Maximilianus und Bischof Friedrich von Lüttich.

Dieser ist der Namenspatron des ältesten Sohnes, Prinz Friedrich August, der der letzte sächsische König werden sollte. Eine illustre Versammlung Heiliger, die in den geschnitzten Tiroler Holzfiguren eine Fortsetzung findet: Abel, Melchisedek, Isaak und der heilige Petrus Canisius, Patron der ehemaligen Pfarrvikarie.

Viel gibt es in dieser kleinen Kapelle zu entdecken. Aber am schönsten ist, dass hier immer noch regelmäßig Gottesdienste gehalten werden. Mittwochs wird der Rosenkranz gebetet. Eine ganz besondere Atmosphäre gerade für dieses Gebet. Probieren Sie es aus. Sie sind herzlich eingeladen.

Eva Kottek