Auf Tuchfühlung mit dem heiligen Hubertus

Pilgerfahrt nach Belgien vom 27. April bis 4. Mai 2024

Wir haben es wieder getan. Nach unserer wundervollen ersten Reise, auf der wir den Spuren des heiligen Martins gefolgt sind, nagte ein brennender Gedanke an Thomas B. (Name der Redaktion bekannt).

Jedes Mal, wenn er unseren Reiseleiter Christian Esser traf, sagte er scheinbar beiläufig, aber immer wieder: “Man müsste eigentlich mal wieder zum hl. Hubertus fahren“. Da steter Tropfen den Stein höhlt, nahm dieser dann doch ein Buch über Belgien zur Hand, und das Reisevirus begann, ihn langsam aber unaufhörlich zu infizieren.

Es sind unglaubliche Dinge, die Belgien an Kunst, Kultur, Kulinarik und Architektur zu bieten hat, und das führte dazu, dass sich Christian erneut bereit erklärte, unsere Pilgerreise vorzubereiten und zu organisieren.

Was an sich schon kein leichtes Unterfangen ist – aus unserer Großpfarrei und darüber hinaus kamen 41 Personen zusammen – gipfelt in Christians Verfassen eines 290 Seiten starken Konvoluts, das Land, Leute, Historie, Geographie, Astronomie und Physik erklärt. Wer es gelesen hat, kann nicht nur Symbolik und Insignien einer jeden Steinfigur, die unseren Weg flankiert, deuten, sondern hat außerdem endlich verstanden, was Einstein bei der Herleitung seiner Relativitätstheorie nicht bedacht hat.

Kurzum: Wir waren bestmöglich vorbereitet für unsere insgesamt achttägige Pilgerreise.

Gent faszinierte uns mit seinem städtebaulichen Charme, den abendlichen Spiegelungen im Fluss, seinen Kirchen und dem Maler Jan van Eyck. Wir folgen einer virtuellen Teekanne, die uns bis zum Original leitete, dem Genter Altar. Lebensnahe Darstellungen des spätmittelalterlichen Alltags, das Weltbild der Menschen zu dieser Zeit und kleinste Details lassen uns den Geist der Jahrhunderte sehr real nacherleben.

Antwerpen und die Gemälde von Peter Paul Rubens sind eng miteinander verbunden. In dieser Stadt bestaunen wir seine monumentalen Gemälde, die Kathedrale und andere Kirchen. Auch der riesige Bahnhof im Jugendstil und das streng bewachte Diamantenviertel sind sehenswert.

Beim Tagesausflug nach Brügge, der Krone Flanderns, stellen wir fest, dass diese Stadt als Venedig des Nordens zauberhaft ist, aber nicht nur uns, sondern weitere acht Millionen Touristen pro Jahr in seinen Bann zieht.

Nach vier Nächten im zu jeder Tageszeit wunderschönen Gent fällt uns der Abschied schwer, aber mehr als nur ein Trost ist der Aufenthalt im niederländischen Maastricht. Diese Stadt ist nicht nur der Geburtsort unserer heutigen Währung, sie bietet darüber hinaus zwei konkurrierende Kirchen, wobei eine eher dem Klerus, die andere den weltlichen Herrschern diente, was sich bis heute an den unterschiedlichen Baustilen ablesen lässt. Wir sehen den goldenen Schrein des heiligen Servatius und hören Legenden, die sich um Bischof Lambertus ranken, dem Amtsvorgänger des heiligen Hubertus. Beide waren zeitweise in Maastricht tätig.

Am Abend kommen wir in Lüttich / frz. Liège in Bahnhofsnähe an, und ja, allein dieser Bahnhof mit seiner modernen, luftigen Architektur, den bunten Fenstern und seinen eleganten Rolltreppen hat es uns sofort angetan.

Dennoch kommen auch hier die Kirchen nicht zu kurz: Eine ausführliche Führung erklärt uns nicht nur die Bedeutung der Heiligenfiguren, Reliquien und deren Schreine, sondern gewährt uns auch Einblicke in die Situation der katholischen Kirche im heutigen Belgien.

Mit Saint-Hubert erreichen wir das Pilgerziel in den Ardennen. Dieser kleine Ort besitzt eine Kirche von imposanter Größe.Im Hauptschiff schützen Netze die Besuchenden vor Taubenschmutz, herabfallendem Putz und durchaus größeren Steinen.Der heilige Hubertus als Schutzpatron der Jäger hat hier mit seiner Stola Wunder getan und Kranke von der Tollwut geheilt.Wir feiern die Messe mit Pfarrer Thomas Cech aus Zittau, den das Priestergewand mit Hirsch  und Jagdhorn vortrefflich kleidet.

Im pittoresken Städtchen Dinant genießen wir eine herrliche Aussicht von der Festung und lernen, dass in diesem Ort die Wiege des Saxophon-Erfinders Adolphe Sax stand.

Auf der Heimreise nach Dresden besichtigen wir den faszinierenden Kaiserdom zu Aachen, bevor wir mit unserem Bus endgültig die Heimfahrt antreten.

Was bleibt, ist eine starke Gemeinschaft. Wir sind auf Tuchfühlung gegangen, ohne Berührungsängste, sind ins Gespräch gekommen, haben miteinander gesungen, gebetet, gegessen und viiiiel gelacht.

Deshalb ist es mir an dieser Stelle Anliegen und Bedürfnis, danke zu sagen.

Merci à:

Jadwiga, Christoph und Dorit, die uns täglich  wertvolle Impulse mit auf den Weg gegeben haben. Ihr wart unsere geistige Quelle.

Markus, der sich allen Finessen der Orgeln und Flügel gestellt hat, um uns musikalisch zu begleiten. Mit oder ohne Noten: Du hast dich durch nichts beirren lassen.

Thomas für die Idee und das freundliche Nachfragen.

Christian, Du hast Dich mit Hingabe uns und der Organisation gestellt. Wir wissen das zu schätzen und sind dir unendlich dankbar!!

Beate, Du hast uns mit Witz et Esprit geleitet und simultan übersetzt, was bei religiösem vocabulaire eine besondere Herausforderung ist („Sag mal eben, dass die Ikone auf eine Kreuzwegsanbetung hindeutet…“). Du hast alles mit Fröhlichkeit und Charme gemeistert, chapeau!

Mit Stolz trage ich meine Pilgerplakette, die Maria für alle bemalt und gefädelt hat.

Sie wird mich noch lange an unsere Reise erinnern, und ich freue mich darauf, alle in den verschiedenen Gemeindeteilen wiederzusehen.

Bis dahin adieu!

Tina Schimmer (und Maria Schmidt)