Brief in die Ewigkeit – Newsletter Nr. 29

Lieber Petrus,

eigentlich wollte ich heute wieder ein Thema aus den Werken der Barmherzigkeit aufgreifen.

Aber nachdem ich heute die neuen Zahlen derjenigen, die sich aus Deiner Kirche im letzten Jahr verabschiedet haben hörte, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass dieses Thema zurzeit das wichtigste Thema ist, mit dem sich sowohl Deine Kirche in unserer irdischen Welt befassen muss, dass aber auch ein Thema ist, das jetzt nur auf Chef-Ebene gelöst werden kann. Deshalb wendet sich Dein Erdenbürger Jörg direkt an Dich, in der Hoffnung, dass es Dir gelingen wird, eine positive Wendung herbeizuführen.

Anno Domini 2022 haben über 500.000 Katholiken und über 300.000 evangelische Christen die Kirche verlassen. Ein Jahr davor waren es über 300.000 Christen der katholischen Kirche, die nicht mehr Mitglied dieser Gemeinschaft sein wollten. Wenn ich die Worte unseres gemeinsamen Herrn, dem wir verpflichtet sind, richtig verstanden habe, dann hat er seine Kirche auf Dich, den er als Fels bezeichnete, gegründet. Wenn das so ist, kannst Du nicht tatenlos zusehen, wie sich Deine Beauftragten und Bevollmächtigten und insbesondere Dein Vertreter in der irdischen Welt, gemeint ist unser Papst, vergeblich bemühen, zu retten, was zu retten ist.

Es gibt Bürger in der irdischen Welt, die meinen, dass es gar nicht so entscheidend sei, ob es Deine Kirche weitergeben soll. Aber die eine solche Meinung vertreten, übersehen, dass Kirche mehr ist, als nur das gemeinsame Zusammentreffen der Christen an den Sonntagen, um die heilige Messe zu feiern. Kirche ist auch das Durchdringen in die Gesellschaft, um die christliche Botschaft in allem wirksam werden zu lassen, was eine Gemeinschaft menschlich und lebenswert machen lässt. Das zeigt sich nicht nur in frommen Worten, sondern im konkreten Handeln, für das beispielsweise die christlichen pädagogischen Einrichtungen, Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäuser und die Hilfsangebote des Caritasverbandes stehen. Diese können aber nur dann weiterhin tätig sein, wenn die Kirche sich nicht selbst auflöst. Die Folge wäre, dass immer mehr dieser Aufgaben von staatlichen oder anderen nichtkirchlichen Organisationen übernommen werden und sich damit auch die inhaltliche Ausrichtung völlig verändern würde. Wie schnell sich diese Entwicklung ausbreiten kann, konnten die Hörer des Deutschlandfunks heute wahrnehmen. Eine Hörerin des Senders kam in einer Sendung sehr umfangreich zu Wort und erklärte, dass es überhaupt nicht mehr einzusehen sei, dass die Kirchen im Sender jeden Morgen die Morgenandacht verbreiten. Das ist leider keine Einzelmeinung mehr und es gibt Länder in Deutschland, die der Kirche keinen Raum mehr für eine Morgenandacht in ihren Sendern einräumen.

Lieber Petrus, letztlich kann jetzt nur noch derjenige helfen, der diese Kirche auf Dich als Fels gebaut hat. Wir benötigen einen neuen Geist, der sich gegen die keinesfalls nur schleichende Auflösung des christlichen Weltbildes wendet. Vielleicht solltest Du Dich auch einmal direkt mit Deinem Stellvertreter hier in der irdischen Welt in Verbindung setzen und mit ihm darüber diskutieren, ob nicht von dort Impulse gesetzt werden können, die den Menschen wieder bewusst werden lässt, dass eine Gesellschaft ohne Kirche niemals den Himmel auf Erden machen kann und erst recht nicht den Christen die Gewissheit vermittelt, dass mit dem Tod keinesfalls alles zu Ende ist. Existentiell für die Christen ist der Glaube an die Auferstehung, was auch immer darunter zu verstehen ist. Dieser Glaube, ja dieses Bewusstsein, hat die irdische Welt bisher am Leben erhalten.

Es grüßt Dich Dein hoffnungsvoller Erdenbürger Jörg-Michael Bornemann