Abschied ist angesagt. Das Grün verabschiedet sich, die Blätter fallen.
Das Licht der Sonne, das Licht des Tages verabschiedet sich immer früher,
so dass wir viele Stunden im Dunkeln leben und arbeiten.
Vielen Menschen schlägt das auf die Stimmung. Das Leben weicht ein Stück weit aus uns.
Lethargie, Traurigkeit, ja Depression greifen uns jetzt leichter an als zu anderen Jahreszeiten.
Wir spüren mehr als sonst die Vergänglichkeit und die Gebrechlichkeit des Lebens.
Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende zu. Wir feiern kirchliche und staatliche Totengedenktage:
Allerseelen (2.11.), Volkstrauertag (1 Woche vor Totensonntag), Buß-und Bettag, Totensonntag (Ewigkeitsonntag). Wir gedenken der Menschen, die von uns gegangen sind.
Wir müssen MIT DEM STERBEN LEBEN! Mitten im Leben sind wir „vom Tod umfangen“. Denn „alles hat seine Zeit“, schreibt Kohelet im AT „Geborenwerden hat seine Zeit, Sterben hat seine Zeit“ (Koh 3) Wir müssen dem Tod ins Auge blicken.
- Was schiebe ich auf?
- Was ist wirklich wichtig?
- Was gilt es JETZT zu leben?
- Was müsste anders sein oder werden?
- Was hält mich ab, HEUTE das Wesentliche zu tun?
MUSS DAS ZIEL UNSERES LEBENS IN UNS SELBER LIEGEN!
Welche ZIELE könnten das sein? Was sollten wir im Auge behalten?
(Achtung: Keinen Leistungskatalog aufstellen.) Mögliche Ideen aber könnten sein:
• Soweit möglich, uns nicht allzu sehr verzetteln
• Das Gefühl innerer Gelöstheit vermehren
• Menschwerden, ein ganzer, gereifter, gelassener Mensch
• Die Fülle des Lebens, die wir oft so umtriebig im Außen suchen, in uns selber finden.
Dieses Wissen und diese Erfahrung können uns aus dem Verlangen nach IMMER MEHR, aus Angst und Misstrauen herausführen.
Jesus sagt es so: „Das Himmelreich (die Fülle des Lebens) ist inwendig in euch“ (Lk 17,23).
Um diesen Himmel zu erreichen, müssen wir nicht außen hetzen, rennen und jagen, in der Welt der Dinge, der Menschen, der Leistungen und Erfolge. Der christliche Mystiker Angelus Silesius formulierte im 17.Jh.:
„Halt ein, wo rennst du hin? Der Himmel ist in dir!
Suchst du ihn anderswo – du (ver-)fehlst ihn für und für“.
Hermann Hesse im Stufengedicht: „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied – und gesunde!“
Ein ZAUBERWORT fürs Abschiednehmen ist DANKBARKEIT.
Am ENDE – zum Ende des Kirchenjahres – feiern wir die Königsherrschaft des Christus! Die „Krönung“ nicht nur des Lebens Jesu und nicht nur des Kirchenjahres: Der Weg Jesus ist UNSER ALLER WEG. ER hat uns ein TESTAMENT hinterlassen:
Rebekka-Chiara Hengge