Fastenzeit

Ein weiterer geistlicher Abend in der Reihe „Das Kirchenjahr – Von der Heilkraft der Feste“ unter der Leitung von Gemeindereferentin Rebekka-Chiara Hengge beschäftigte sich mit der Fastenzeit.

Negev-Wüste 2005 Foto U. Graba
Fasten: liegt im Trend: Alkohol-, Zigaretten-, Süßigkeiten-, Computer-, Auto-, Fleischfasten …
Der große Theologe des 20. Jh., Karl Rahner aber meint: „Der Sinn der Fastenzeit liegt nicht im Verzichten, sondern im Erkennen, wer ich bin vor dem unbegreiflichen Gott.“
Wüste: Schauen wir in die Bibel und suchen nach dem „Vorbild“ für die Fastenzeit (genauer „Österliche Bußzeit“), dann sehen wir Jesus 40 Tage und Nächte in der Wüste. Die Fastenzeit ist also zuerst
eine Wüstenzeit. Was können wir dem entnehmen? Durch Verzichten, Weglassen, Wegnehmen, wenn ich Gewohnheiten unterbreche, entsteht ein leerer Raum, biblisch gesprochen eine “Wüste“, die es mir ermöglicht, neu zu spüren, was ich „wirklich brauche“, was „wesentlich“ ist für mein Leben, was mich „wirklich satt macht“. „Mensch, werde wesentlich“, dazu ruft im 17. Jh. der schlesische Mystiker Angelus Silesius auf.

Gottesbegegnung: Tatsächlich berichtet die Bibel von vielen „Wüstengeschichten“, die stets zu Gottesbegegnungen und -erfahrungen wurden:
Mose vor dem brennenden Dornbusch, Hagar mit ihrem Sohn Ismael, Jakob unter der Himmelsleiter, Elija unterm Ginsterstrauch… Sie alle erleben Gottes Nähe, Fürsorge und Zuspruch in den „wüsten Zeiten“ ihres Lebens.
Am prägendsten für das Gottesvolk des 1. Bundes ist die 40-jährige Wüstenwanderung. Nach allerlei Murren und Irrwegen und zahlreichen Gotteserfahrungen, bekommt Mose auf dem Sinai die 10 Gebote überreicht. Gott schließt einen ewigen Bund mit seinem Volk. Er sagt dem Volk seine Treue zu, auf ewig.

Überlegen wir:
Habe ich als Getaufte/r Gott schon einmal meine Treue versprochen? Für immer?
Und wenn ich als Baby getauft wurde: Habe ich als Erwachsener den TAUFBUND zwischen Gott und mir bestätigt? „Ja, Gott, fest soll mein Taufbund immer stehn“. Und welche Bedeutung und Wirkung hat das für mein Leben und meinen Alltag?
Die Osternachtfeier bietet Gelegenheit den Taufbund zu erneuern, in der „allgemeinen Tauferneuerung“ oder aber mit ganz persönlichen Worten, die ich zu Gott spreche.
Schauen wir auf Jesu Wüstenaufenthalt im Lukasevangelium (Lk 4,1-11): Jesus fastet 40 Tage und 40 Nächte. Es ist seine ganz persönliche Entwickungs- und Entscheidungszeit. Er ist angefochten und muss sich entscheiden. Er sagt NEIN zu Zauberkräften, weltlicher Macht und Überheblichkeit. Nach dieser Wüstenzeit beginnt er sein öffentliches Auftreten und Verkündigen. Er hat zu seiner Berufung gefunden, sagt Ja zu seinem Auftrag. In der WÜSTE geschieht WESENTLICHES!
Da, wo ich Platz mache, Leerräume schaffe, kann Neues, Überraschenden, kann Gott kommen. Wesentliches geschieht!

Rebekka-Chiara Hengge

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