Fest: 3. November – geb. um 655 – gest. 30. Mai 727 Tervueren
Die Biographie des hl. Hubertus
Hubert entstammte einer fränkischen Adelsfamilie; einige Biographen machen ihn zum Herzogssohn und nahen Verwandten der Merowinger. Einigermaßen sicher ist wohl seine Verwandtschaft mit dem Hausmeier des fränkischen Ostreiches, dem „mittleren“ Pippin. Seine Jugend verlebte er in Paris am Hof Theoderichs III. „in den Eitelkeiten der Welt“. Er bekleidete dort das Amt des Pfalzgrafen und zog sich in dieser Eigenschaft die Feindschaft des mächtigen Hausmeiers von Neustrien, Ebroin, zu. Da dessen Haß meist lebenslänglich war, verließ Hubert Paris und floh zu seinem Verwandten Pippin nach Metz. Dort wurde er Oberhofmeister und vermählte sich mit der Tochter des Grafen von Löwen, Floribana. Der Ehe entstammte wahrscheinlich ein Sohn namens Floribert, der später Huberts Nachfolger als Bischof von Lüttich wurde. Die Quelle, die von Floribert berichtet, sagt bedeutsam: „Er war nicht nur geistlich sein Sohn.“
Am Hofe Pippins lernte Hubert den Bischof Lampert kennen, und im Laufe der Zeit gewann dieser einen immer stärkeren Einfluß auf ihn. Im Jahre 695, als Huberts Vater und seine Gattin gestorben waren, verzichtete er plötzlich auf all seine Ämter und Würden und überließ sein ganzes Erbe, zugleich mit der Sorge für seinen Sohn, seinem Bruder. Er selbst zog sich für sieben Jahre in den Ardennen Wald als Büßer zurück. Vermutlich hat er in dieser Zeit auch Studien unter der Leitung Lamberts betrieben und sich vor allem mit den heiligen Schriften vertraut gemacht.
Danach, etwa 702 oder 703 machte er vermutlich eine Wallfahrt nach Rom. Zumindest setzt die Legende einen solchen Aufenthalt in der Heiligen Stadt voraus, da sie berichtet, dem Papst sei in einer Vision der Tod Lamberts bekanntgemacht worden und er habe daraufhin Hubert mit einer wunderbar von Engeln überbrachten Stola bekleidet und zum Bischof von Maastricht geweiht. Diese Stola spielt Jahrhunderte später noch eine wichtige Rolle. Der Bericht muß jedoch aus wesentlich späterer Zeit stammen: Denn Lambert wurde frühestens 705 ermordet, Papst Sergius starb schon 701 oder ein Jahr später. Demnach sind alle Zeitangaben über Huberts Büßerleben ebenso wie der angegebene Papstname unrichtig. Außerdem hätte zu jener Zeit der Papst nur dann einen Bischof für einen fränkischen Sitz weihen können, wenn dieser vorher vom König bzw. von Pippin für ein solches Amt ernannt worden wäre. Tatsächlich steht ni
cht genau fest, wann Hubert Bischof von Maastricht wurde. Sicher ist nur, daß er diese Würde im Jahre 708 innehatte. Er verlegte den Bischofssitz nach Lüttich und erbaute dort eine Kathedr
ale über den Gebeinen seines Lehrers und Vorgängers Lambert. Als Bischof sorgte er, genau wie dieser aufopfernd für das geistliche und, wenn nötig, auch für das leibliche Wohl seiner Gläubigen; zugleich förderte er die Mission in den unwegsamen Wäldern der Ardennen. Er ließ dort zahlreiche Kirchen erbauen und mühte sich selbst auf wiederholten Missionsreisen um die Bekehrung des Volkes, so daß man ihm den Ehrentitel „Apostel der Ardennen“ gab.
Hubert starb am 30. Mai 727 und wurde sofort von der ganzen Umgegend als Heiliger verehrt. Am 3. November 743 wurde in Gegenwart des Hausmeiers Karlmann die feierliche Erhebung und Übertragung seiner Gebeine vorgenommen. Seitdem wird sein Fest an diesem Tage begangen. Bis zur Reformation wurden seine Reliquien in dem von ihm gegründeten Ardennenkloster St. Hubert (ursprünglich Andage genannt) aufbewahrt, in den Wirren der Religionskriege gingen sie verloren.
Wie aber wurde Hubertus zum Patron der Jäger?
Die älteste Lebensbeschreibung, die nicht sehr lange nach seinem Tode, offenbar von einem seiner Schüler, verfaßt wurde, weiß noch nichts davon. Auch bei der Schilderung seines Lebens in den „Eitelkeiten der Welt“ wird nichts berichtet von einer besonderen Leidenschaft des jungen Hofmannes für die Jagd. Vielmehr erzählt der Bericht, daß der Greis den letzten Tag seines Lebens dem Fischfang widmete. Zwei andere, nicht viel spätere Viten bringen ebenfalls noch keinen Hinweis auf Hubertus als Jäger. Nachweisbar ist aber schon für das Jahr 950, daß man im Kloster St. Hubert in Andage Heilung von der Tollwut suchte, die offenbar bei den Wildtieren der Ardennen sehr verbreitet war und oft auf Menschen übertragen wurde. Dem Befallenen wurde ein Kreuz auf die Stirn gebrannt und dann ein Faden aus der wunderbaren Stola in die Wunde gedrückt. Tausende haben im Laufe der Jahrhunderte in St. Hubert Heilung gesucht. So entstand vermutlich die erste Beziehung zwischen Hubert und den Jägern, die sicher die Mehrzahl der Patienten ausmachten.
Eine zweite Wurzel mag sein Kampf gegen die alten heidnischen Bräuche gewesen sein. Es wird berichtet, daß die Bewohner der Ardennen die Erstlinge jeder Jagdbeute der Göttin Diana zu weihen pflegten. Hubert verbot das bei seinen Missionsreisen. In der Folge weihte man dann diese Erstlinge dem heiligen Hubert. Von da war es dann nur noch ein kleiner Schritt zum Jagdpatron, der natürlich auch selbst ein Jäger gewesen sein mußte. Die Chronik von Andage aus dem 12. Jahrhundert erzählt dann zum erstenmal, daß Hubertus ein leidenschaftlicher Jäger war, als er noch in der Welt und am Fürstenhof lebte. Aber erst im 15. Jahrhundert finden wir die Legende vom heiligen Hirsch. Allerdings beruft sich dieser Bericht auf einen anderen, angeblich 400 Jahre älteren. Die Erzählung vom Jäger, der am Karfreitag jagt und dem Christus in der Gestalt des Hirsches erscheint, stammt wahrscheinlich schon aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Sie ist zunächst an die Gestalt des heiligen Eustachius geknüpft, der selbstverständlich noch Heide war und sich dann aufgrund dieser Erscheinung bekehrte. Auch das Fest des Eustachius wurde vielfach am 3. November gefeiert, so daß von daher die Übertragung leicht möglich war. 1416 – also etwa zur gleichen Zeit, aus der jener erste Bericht mit der Erzählung vom Wunderhirsch stammt – wurde in Lothringen erstmals ein Orden zu Ehren des heiligen Hubertus gestiftet. Noch wichtiger wurde dann der Hubertusorden, den der Herzog von Geldern gründete, nachdem er am 3. November 1444, dem Hubertustag, eine Schlacht gewonnen hatte. Die umfangreiche Historia Sancti Huberti vom Jahre 1661 faßte dann alle früheren Legenden zusammen und schuf so das Bild des heiligen Jägers, wie es sich bis heute erhalten hat.
Silvia von Brockdorff
Quelle: Heilige des Regionalkalenders Band 2, Hrsg. Hermann-Joseph Weißbender, St. Benno-Verlag GmbH Leipzig 1976