Pfarrchronik „Heilig Kreuz“ Dresden Klotzsche

Das Dorf Klotzsche wird 1309 urkundlich das erste Mal erwähnt. Bis 1321 gehörte es zur Pfarrei der Frauenkirche in Dresden, besaß aber um diese Zeit schon eine eigene Kapelle.

Bischof Withego II. von Meißen – so belegt in einem Schreiben vom 19.09.1321 – gestattete die Bildung einer eigenen Pfarrei. „Da sie (die Klotzscher) besonders wegen der schlechten Wegeverhältnisse und der allzu großen Entfernung die Mutterkirche – nämlich die Kirche in Dresden -, nicht sicher erreichen konnten, haben die vorgenannten Pfarrkinder uns demütig gebeten, dass wir Sorge tragen mögen, die vorgenannte Kirche in Klotzsche von der Kirche in Dresden abzusondern und zu trennen und aus der Kirche in Klotzsche eine eigene Pfarre zu machen.“ Bauliche Reste aus dieser Zeit finden sich in der heutigen evangelischen Kirche im alten Ortskern Klotzsche.Ein tiefer Einschnitt sowohl in das religiöse Leben als auch in das Macht- und Amtsverständnis der Kirche war die Reformation.Zunächst konnten sich in Sachsen reformatorische Ideen nicht so rasch verbreiten, wie in den anderen deutschen Ländern. Herzog Georg (der Bärtige) stand reformatorischen Ideen durchaus aufgeschlossen gegenüber, aber eine Reform im Sinne Luthers ging ihm eigentlich zu weit. Seit 1505 setzte sich Georg für die Heiligsprechung Bennos (Bischof von Meißen im 11. Jh.) ein. Bischof Benno wurde vor allem im Dom zu Meißen verehrt. Seine Heiligsprechung erfolgte 1523, sehr zum Ärger Luthers. Nach dem Tod Herzog Georgs, übernahm sein Bruder Heinrich (der Fromme) das gesamte albertinische Sachsen. Heinrich war den reformatorischen Ideen und Änderungen zugetan und führte 1539 die Reformation in Sachsen ein. Der damalige amtierende Bischof Johann VIII. von Maltitz (1537-1549) musste die Einführung der Reformation über sich ergehen lassen, er erhielt keine Unterstützung durch König oder Kaiser. Für Dresden und die umliegenden Dörfer bedeutete das vor allem eine Änderung der Gottesdienstordnung. So ist für den 6. Sonntag nach Trinitatis am 6.7.1539 der 1. evangelische Gottesdienst (Neuordnung der Messe durch Luther) in der Kreuzkirche zu Dresden belegt, wobei die Communion in beiderlei Gestalt gereicht wurde. Bereits vorher hatte Herzog Heinrich die Fronleichnamsprozession, alle Messen, Vigilien und verschiedene religiöse Bräuche (auch die Verehrung des hl. Benno) verboten. Nebenaltäre und Heiligenbilder wurden teilweise entfernt. Kirchen- und Schulämter ließ der Landesfürst neu besetzen. Eine Gruppe von Geistlichen des „neuen Glaubens“ und Adligen führte mehrere Visitationen in Sachsen durch, die sicherstellen sollten, dass die Wittenberger Kirchenordnung eingehalten wurde. Lehnten es die Reformatoren anfänglich noch ab, dass Bischöfe auch weltliche Macht ausübten, so änderte sich das Bild nun deutlich: Der Landesherr war nun auch der oberste Bischof und beide Gewalten – weltlich und geistlich – erneut vereint, mit dem Unterschied, dass man der Kurie in Rom nicht mehr unterstand. Menschen katholischer Konfession durften ihren Ritus nicht mehr feiern, mit Ausnahme der an den sächsischen Hof aus anderen Ländern Gesandten. Das galt selbst dann noch, als Friedrich August I. (der Starke) zum Katholozismus übertrat. Erst aufgrund der Regelungen des Friedensvertrages von Posen von 1806 wurde in Sachsen 1807 die Gleichberechtigung von Katholiken und Lutheranern eingeführt.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert zogen zunehmend auch Menschen aus katholischen Ländern nach Dresden und die umliegenden Orte, so dass sich katholisches Leben wieder belebte. Um 1890 wohnten 4 katholische Familien in Klotzsche und es wurden mehr. Zur Sonntagsmesse ging man in die ehemalige kaiserliche Gesandtschaftskapelle „St. Franciscus Xaverius“ am Albertplatz in Dresden. Nach dem 1. Weltkrieg fand bis 1927 der Sonntagsgottesdienst in einem kleinen Saal des Kurhauses in Klotzsche-Königswald statt, den der Besitzer und Katholik Roick zur Verfügung stellte. Auch in Hellerau befand sich zeitweilig eine Kapelle in einem Raum des Festspielhauses.
Von da an blickt Klotzsche auf eine recht bewegte Geschichte und Entwicklung der katholischen Gemeinde zurück, die vor allem durch vier Faktoren bestimmt ist: Die sich in Klotzsche ansiedelnden Klarissen und Franziskaner, die Gründung des St. Marien Krankenhauses und die Entstehung einer sonntäglichen Gemeinde, die ihre Gottesdienste in unterschiedlichen Räumlichkeiten feierte.

Klarissen: 1927 gründeten Klarissen aus dem Mutterhaus Vaals/Niederlande eine Niederlassung in der Königsbrücker Landstr. 26. In der Kapelle „Christkönig“ der Niederlassung wurde täglich Messe gefeiert. Aber den Ordensschwestern wurde es auf der belebten Königsbrücker Landstraße zu laut. So zogen sie 1928 in die Villa Odin, Richard-Wagner-Str.19 (heute Darwinstr. 19, Filialkirche Heilg Kreuz). Durch einen apsisähnlichen Anbau an der Südseite des Hauses wurde ein würdiger Altarraum geschaffen. Einen wichtigen Schwerpunkt im geistlichen Leben der Ordensschwestern bildete die eucharistische Anbetung. Das bedeutet, das Allerheiligste – der Leib Christi in Gestalt einer Hostie – wurde in einer Monstranz auf den Altar gestellt. So entstand eine ganz besondere Atmosphäre der Nähe Jesu. In dieser widmeten sich die Klarissen dem intensiven Gebet. Die Kapelle der Klarissen wurde auch für die öffentlichen Gottesdienste genutzt. Sie wurde aber bald zu klein für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher. 1947 verließen die Klarissen Klotzsche.

Entstehung des St. Marien Krankenhauses

1945, in den letzten Kriegstagen, wurde das St. Marien Krankenhauses gegründet. Bischof Petrus Legge und Pfarrvikar Heinen trafen dafür vermutlich Absprachen. Sie mieteten 2 Gebäude in Martin-Luther-Str. 24 und 26 (heute Stendaler Straße) an. Das eine Gebäude gehörte dem evangelischen Direktor der Zigarettenfabrik „Kosmos“, Herrn Galm, der im Februar 1945 in den Westen Deutschlands geflohen war. Das andere Gebäude gehörte dem evangelischen Buch- und Steuerprüfer Votteler, der mit dem Einmarsch der Russen das Verschwinden seines Inventars miterleben musste. So entstanden in beden Villen je eine chirurgische und eine Entbindungsstation. Der 1. Chefarzt war Dr. Alfred Müller. Als Chirurg kam Dr. Herbert Hoffmann dazu. In dieser Form existierte das Krankenhaus bis zum Ende der sechziger Jahre. Danach erfolgte die Umwandlung des Krankenhauses in eine neurologische Fachklinik.

Gemeinde: 1938 bot der Fabrikant Harzer großzügige Räume in seiner Villa Goethestraße 17 als Kirchenräume für die in Klotzsche ansässigen Katholiken an. Diese wurden durch Handwerksmeister der Hellerauer Werkstätten entsprechend baulich eingerichtet. Am 01.10.1938 wurde Klotzsche zur Pfarrvikarie unter dem Namen „Heiliges Kreuz“ erhoben. Der 1. Pfarrvikar war Wilhelm Heinen. Er starb 1986 als päpstlicher Ehrenprälat und Universitätsprofessor. Seine Nachfolge übernahm am 01.12.1945 der Franziskanerpater Dr. Lucius Teichmann OFM. Mit ihm begann das fast 30 Jahre währende Wirken der Franziskaner in Klotzsche.

Nach dem 2. Weltkrieg musste die Kapelle in der Harzer-Villa auf staatlichen Befehl geräumt werden. Es fand sich aber sofort Ersatz im verlassenen Clarissenkloster (heutige Filialkirche Heilig Kreuz). Schwierige Umbauten waren nötig: Die Wand zum Betsaal der Nonnen wurde mit einer Schiebetür versehen. Der alte Eingang wurde geschlossen und als Beichtstuhl genutzt. Neuer Eingang war nun an der Nordseite des Hauses. Am 04.10.1948 konnte die neue Kapelle geweiht werden.

1950 wurde Klotzsche nach Dresden eingemeindet. Es erfolgten verschiedene Straßenumbenennungen, so auch Richard-Wagner Str. in Darwinstr. Von 1952-1970 wirkte Pfarrvikar Pater Mansuetus Kubosch. Am 6.04.1958 wurde die Vikarie Heilig Kreuz in eine eigenständige Pfarrei umgewandelt. Einige Höhepunkte aus dieser Zeit seien angeführt:

Januar 1964 letzter katholischer Gottesdienst in der evangelischen Kirche Wilschdorf, da eine neue Buslinie die Gläubigen nach Klotzsche brachte. Im selben Jahr wurde die 2.Volksmission von Franziskanerpatres aus Berlin und Görlitz gehalten. Dabei wurde das große Kreuz an der Straßenecke mit der Inschrift „Im Kreuz ist Heil“ aufgestellt. 1969 erfolgte die Wahl des ersten Pfarrgemeinderates. 1970 fand erstmalig die Religiöse Kinderwoche statt und wurde mit einem Gemeindefest abgeschlossen.

Letzter Pfarrer aus dem Franziskanerorden war Pater Meinrad Funke OFM. Er und seine Mitbrüder verließen am 31. März 1975 die Pfarrei und Klotzsche. Bis 1988 war Gerhard Kaiser Pfarrer in Heilig Kreuz. In seiner Amtszeit erfolgte der Bau des Pfarrsaales und die Errichtung der Jehmlichorgel. Der Pfarrsaal war ein Bungalow, den die Gemeinde einer Firma abkaufen konnte. Unter Leitung von Bauleiter Otto Decker wurde der Bungalow auf dem Gelände der Pfarrei errichtet und nach etwa 18monatiger Bauzeit im April 1983 eingeweiht.

Die Weihe der Orgel fand im Januar 1986 statt. Bis dahin wurde der Gottesdienst auf dem Harmonium begleitet. Pfarrer Hubertus Krehl führte die Gemeinde über die schwierigen Tage der politischen Wende. Nach seinem Weggang 2004 blieb die Pfarrstelle unbesetzt. 2005 wurde auf Beschluss des bischöflichen Ordinariates Heilig Kreuz in die Pfarrei St. Franziskus eingemeindet.

„Aus pastoraler Sorge um das Wohl aller Gläubigen im Bistum Dresden-Meißen ist es erforderlich, die Strukturen einzelner Pfarreien neu zu ordnen. Nach Anhören des Domkapitels, des Priesterrates und der Beteiligten werden die Pfarreien „Heilig Kreuz“ in Dresden-Klotzsche und „St. Franziskus Xaverius“ in Dresden-Neustadt hiermit … vereinigt. Gesamtrechtsnachfolger ist die Pfarrei St. Franziskus Xaverius in Dresden-Neustadt.“ (Bischof Joachim Reinelt von Dresden-Meißen, 20.12.2004)

2011 wurde die gesamte Villa einschließlich der Kapelle vollständig saniert und am 10.10.Oktober desselben Jahres erneut eingeweiht. Im Jahr 2015 wurde der Pfarrsaal abgerissen und auf dem frei gewordenen Gelände ein Kindergarten errichtet, der durch die Caritas getragen wird. Der neue Kindergarten wurde am 30.09.2016 eingeweiht und erhielt in Erinnerung an die Wirkungszeit der Klarissen den Namen St. Klara. Kindergarten und Gemeinde freuen sich über eine wachsende Zahl von Kindern.

Franz-Josef Fischer, Gabriele Schubert (2018)

Quellen:

  • Chronik der kath. Gemeinde Heilig Kreuz Dresden-Klotzsche (Archiv der Pfarrei St. Franziskus Xaverius)
  • Gerhardt Wendelin (Hg.): 750 Jahre Kreuzkirche Dresden
  • 250 Jahre Ev.-luth. Dreikönigskirche und Kath. Gemeinde Franziscus Xaverius (hg. von beiden Kirchgemeinden 1989)
  • Jürgen Helfricht: Dresden und seine Kirchen