Vespern in den Schlosskapellen Pillnitz und Moritzburg im Oktober 2023
Mit hervorragenden Solisten gestalteten alle Gemeindechöre am 07. und 08.10.23 musikalische Vespern unter der Leitung von Marco Gulde.
Was haben wir für ein Glück, zwei so schöne Schlosskapellen auf unserem Pfarrgebiet zu haben! Was für Freude macht es (letztes Jahr mussten die Vesper kurzfristig wegen erkrankten Solisten ausfallen) gemeinsam dort zu singen.
Als nach einem veregnetem Sonntag Vormittag die Sonne das Schloss Moritzburg in besonders schönes Licht hüllte, war schon das Einsingen mit dem Chorleiter von Pillnitz, Herrn Geuther eine Wonne. So mancher Spaziergänger blieb stehen und hörte uns zu.
Allen Chören sind mit Corona Sänger verloren gegangen. Gemeinsam machte das Musizieren viel Freude und wir hoffen sehr, den einen oder anderen Zuhörer Lust auf Mitsingen gemacht zu haben. Gerade in den unruhigen Zeiten, wo Konflikte allgegenwärtig sind, sind diese Lieder und Texte mehr als ein Wunsch. Sie sind unser gemeinsames Gebet für Frieden und neues Vertrauen.
Die Solisten waren: Birte Kulawik – Sopran, Marlen Herzog – Alt, Paul Bernhardt – Tenor, Clemens Geuther – Bass
Violine: Ulrike Hofmann, Violoncello: Katrin Meingast, Laute: Heiko Schmiedel, Kontrabass: Marc Schönfeld
Christoph Nitsche, unser Diakon, hat nicht nur mit einem Gebet die Vespern eröffnet und geschlossen, sondern sprach in einem geistlichem Wort darüber:
„Als ich die Texte der heutigen Vesper durchgesehen habe, um den gemeinsamen Punkt, das gemeinsame Anliegen zu finden, da ist mir viel Vertrauen begegnet: „Gott wird mich in seinen Armen halten“, heißt es da, oder „Gott lässt uns viel Gutes geschehen“. An dieses Vertrauen schließt sich mehrfach die Bitte um Frieden an, den nur Gott geben kann.
Und genauso, wie diese Texte und Stücke keineswegs nur in friedlichen, sicheren Zeiten entstanden sind, treffen sie heute auf uns Zuhörende, die dieses Vertrauen in Gott gar nicht immer so leicht aufbringen können. Zu vieles scheint in unseren Tagen schief zu gehen, zu viel Streit ist unter den Menschen, zu viel Unversöhnlichkeit verhindert gute Lösungen.
Mit Gottes Hilfe müssen wir das überwinden, scheint sich Papst Franziskus zu denken, wenn er sich in diesen Tagen mit der Fortführung seiner Enzyklika „Laudato Si“ unter dem Titel „Laudate Deum“ nicht nur an die Christen wendet, sondern an alle Menschen guten Willens. Dabei weiß er, dass die Welt durchaus nicht begierig auf seine Wortmeldung wartet und auch in der Katholischen Kirche seine Positionen durchaus umstritten sind. Aber er hofft darauf, dass in der Erörterung drängender Fragen unserer Zeit auch eine Einladung zum Austausch und zur Willensbildung vieler Menschen gesehen wird. Dieser Austausch bietet dem Heiligen Geist vielleicht die Möglichkeit, uns ganz neu zu erleuchten. Ob das gelingen wird?
Ob das gelingen wird? – Das fragen sich auch viele Beobachterinnen und Beobachter der Bischofssynode, die diese Woche in Rom in eine wichtige Phase eingetreten ist. Auch hier steht das Gespräch, der direkte Austausch im Vordergrund. Auch hier ist unsicher, ob aus der Vielzahl der vertretenen Positionen ein gemeinsamer Weg erkennbar wird.
Wo soll das Vertrauen herkommen, das dafür gebraucht wird? Und es wird ja nicht nur in Rom gebraucht, sondern auch in den gesellschaftlichen Diskussionen in unserem Land, im Gespräch über die berufliche Zukunft am Arbeitsplatz, bei der Planung unseres Gemeindelebens bis hinunter in jede Familie, in der ganz verschiedene Menschen um einen Tisch sitzen und gelingend zusammen leben wollen.
Mein Gefühl ist, dass sich dieses Vertrauen in den letzten Jahren abgenutzt hat. Vieles ist brüchig geworden und manches, worauf wir uns bisher ganz selbstverständlich verlassen haben, ist in Frage gestellt.
Können wir hier mit unseren Gesängen und Gebeten das Vertrauen zurückgewinnen? Warum nicht? Musik hat eine besondere Kraft und das gemeinsame Musizieren hat schon viele besondere Verbindungen zwischen Menschen geschaffen.
Und auch die Lesung verspricht uns den Frieden Gottes, wenn wir uns vertrauensvoll an den Herrn wenden. Schon die Entscheidung, am Nachmittag hierher zur Vesper zu gehen, ist doch eine Entscheidung für das Vertrauen in Gott, ein „Ja“ zu unserer Gemeinschaft hier. Und vielleicht gehen uns ja nicht nur unsere Sorgen durch den Kopf, wenn wir hier sitzen, sondern wir empfinden auch etwas Dankbarkeit für all das, was uns in unserem Leben geschenkt wurde und uns Halt und Sicherheit gibt. Das können wir gerne mit in das Gebet hineinlegen.
Und dann gewinnen wir daraus sicher auch etwas Kraft, um dem zweiten Teil der Lesung gerecht zu werden: Was wir als gut empfunden haben, was wir von Jesus gelernt haben, das sollen wir auch selber tun. Das kann für jeden und jede hier ganz verschieden sein: Einmal mit ganz offenem Ohr zuhören, einmal eine freundliche Zuwendung schenken, einmal Vertrauen haben bei den vielen Begegnungen mit Menschen in der kommenden Woche.
Seien Sie gewiss, dass der Friede Gottes dabei mit Ihnen sein wird!“
Christoph Nitsche
Danke auch den zahlreichen Zuhörern.
Uta Graba