Anhang 1 – Deutung des Bildes auf der ersten Seite
Kirche – pilgerndes Volk Gottes auf dem Weg
Das Bild auf der ersten Seite unseres Pastoralkonzeptes spiegelt den Bauplan einer Kirche, die als „pilgerndes Volk Gottes“ auf dem Weg ist, wider.
Mit diesem Bild hebt das Konzil zum einen die „wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi“ (LG 32) hervor. Zum anderen betont es den weltkirchlichen Zusammenhalt als Volk, dessen Territorium Gott selber ist. „In allen Völkern der Erde wohnt also dieses eine Gottesvolk, da es aus ihnen allen seine Bürger nimmt, Bürger eines Reiches freilich nicht irdischer, sondern himmlischer Natur“ (LG 13).
Wer sind wir als Kirche?
Wer oder was ist Kirche?
Mit dieser Fragestellung begann im Oktober 2013 im Bistum Dresden-Meißen, angeregt durch (Erz-)Bischof Dr. Heiner Koch, der sogenannte Erkundungsprozess. Daher begann auch das „Team Pastoralkonzept“ seinen Weg des Entwurfs eines pastoralen Weges für die Pfarrei St. Martin mit dem dazu von (Erz-) Bischof Koch verfassten Schreiben: „Berufen zur eucharistischen Kirche“.
Das Thema der persönlichen Berufung durch Christus, des bewussten christlichen Lebens miteinander und der christlichen Sendung in die Welt, wie es im obigen Schreiben uns allen im Bistum ans Herz gelegt wurde, haben wir dann ergänzend vertieft mit dem Schreiben der deutschen Bischöfe vom 1. August 2015: „Gemeinsam Kirche sein“ – Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral.
Vier Merkmale
Darin haben wir vier grundlegende Merkmale entdeckt, die das Kirche-Sein und Kirche-Werden im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils fördern:
Christusmitte – mit der Bereitschaft, von Christus zu lernen (Jüngerschaft): Christus ist lebendig inmitten seines Volkes. Er ist in unseren Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens gegenwärtig: im Wort, im Sakrament und im Dienst an den Menschen, in denen er uns begegnet.
Woran können andere erkennen, dass wir uns an Jesus Christus und seinem Evangelium orientieren?
Nachbarschaft – oder Kirche am Ort, die mit den Menschen vor Ort vernetzt ist (Beziehungsraum): Als Gemeinde sind wir Nachbarn unter Nachbarn. Kirche gestaltet sich immer neu nach den Fragen und Themen der Menschen, die in einem konkreten Umfeld leben.
Kennen wir die Situation und die Anliegen der Menschen in unserem Stadtteil, unserer Nachbarschaft? Haben wir Kontakt, und sind wir Teil des Beziehungsnetzes vor Ort?
Sendung, die sich im diakonischen Handeln zeigt: In der Taufe erhalten wir Anteil am gemeinsamen Priestertum aller Getauften und Gefirmten. Christus sendet uns, unsere Gaben, Fähigkeiten und Charismen in den Dienst der Kirche in unserer Verantwortungsgemeinschaft einzubringen. Was will Jesus Christus durch uns in unserem Umfeld bewirken? Welche Bedürfnisse, Anliegen und Nöte der Menschen fordern uns als Christen in unserem konkreten Umfeld zum Handeln auf?
Einheit – in der Feier der Eucharistie, die die Gemeinden im Heiligen Geist miteinander verbindet: Als Gläubige, als Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens zeichnet uns eine große Vielfalt aus. Durch Christus sind wir eine Einheit, die sich in der Eucharistie, im gemeinsamen Geist, in der Verbundenheit untereinander und im solidarischen Handeln ausdrückt. Wie können wir diese Einheit stärken? Wie erfahren wir und andere, dass unser „Gesicht der Kirche vor Ort“ verknüpft ist mit der Pfarrei, dem Bistum, der Weltkirche, mit anderen Glaubensgemeinschaften und allen Menschen guten Willens?
Die Erneuerung des christlichen Lebens von der Taufe aus
Grundlage dieser vier Wesensmerkmale der Kirche ist ein neues Verständnis der Taufe und der damit verbundenen Wiederentdeckung des gemeinsamen Priestertums. Alle Getauften sind beauftragt zur Verkündigung und berufen, ihre Sendung eigenständig zu leben. Die Taufe und die Firmung sind das Fundament, das alle zu vollgültigen Gliedern des einen Volkes Gottes macht und sie mit Christi Würde des Propheten, Priesters und Königs ausstattet. Daher ist im Bild das Taufbecken das Fundament, das alles trägt und ermöglicht. Die Taufe ist die Mitte, von der aus sich alles christliche Leben und alle Pastoral erneuern kann. Als Getaufte sind wir miteinander die Eine (in Christus verbundene) Kirche – die Heilige (aus der Beziehung mit Christus lebende) Kirche – die Katholische (in der ganzen Welt lebende) Kirche – die Apostolische (in die Welt gesandte) Kirche.
Die sechs Grundüberzeugungen
Daraus erwachsen Grundüberzeugungen, die unser Leben und Handeln als Gemeinde und Kirche prägen sollen: die Orientierung an Christus, an den uns vom Geist geschenkten Charismen, an den Fragen und Hoffnungen der Menschen in unserem Lebensraum, an den Möglichkeiten und Ressourcen, die uns gegeben sind. Die Beteiligung (Partizipation) möglichst vieler an der Verkündigung, der Liturgie, der Diakonie und der Gemeinschaft ist grundlegend und erwächst aus dem Leben mit dem Wort Gottes. Wichtig sind nicht in erster Linie die Erwartungen und Aufgaben, die an uns herangetragen werden.
Die vier Handlungsempfehlungen
Schließlich spiegelt der Bauplan einer Kirche, die als pilgerndes Volk Gottes auf dem Weg ist, die vier Handlungsempfehlungen wider: wie wir in unseren Gemeinden ein Wachsen und Reifen im Glauben fördern und stärken wollen, wie wir als Kirche Christus bei den Menschen entdecken können und Ihm dort neu begegnen lernen, wie wir als Kirche mitten in der Welt unsere Sendung leben und so am Reich Gottes in der Welt mitwirken, wie wir miteinander Kirche sind und als Gemeinde Christi lernen können zu hören, was der Geist der Gemeinde sagt.
Prozessschleifen – auf dem Weg bleibenAnhang 2 – Liste der Dienste