St. Josef – Tag des offenen Denkmals

Am 13.09.2020 fand in Deutschland der Tag des offenen Denkmals statt.

In Dresden gibt es jede Menge geschützer Denkmale. Doch ab wann ist ein Gebäude, eine Brücke oder ein Park schützenswert? Dass barocke Schlösser oder historische Dorfkerne für die Nachwelt erhalten bleiben sollen, darüber sind sich die meisten einig. Doch besonders bei modernen Bauwerken spalten sich oft die Geister. So auch bei unserer Kirche St. Josef. Nicht jeder kann die in den 70er Jahren veränderte Innenraumgestaltung für sich als gültigen Kirchen- und Gebetsraum akzeptieren. Dennoch ist die Kirche denkmalgeschützt. Das Besondere: unter Denkmalschutz stehen hier die Ergebnisse aus verschiedenen Zeiträumen. Die äußere Erscheindung des Jugendstilbaus wurde bereits 1981 in den Denkmalschutz aufgenommen. 2005 wurde dann auch die Innenraumgestaltung von Friedrich Press für schützenswert erklärt.

Das diesjährige Motto für den Tag des offenen Denkmals lautet Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken. Genau das hat die katholische Gemeinde in Pieschen auf ihrem über 50-jährigen Weg der Kirchraumumgestaltung getan – und das sogar mehrmals. Zum einen musste der Innenraum in den 70er Jahren komplett neu gedacht werden, wobei aber die Außenerscheinung der Kirche erhalten bleiben sollte. In dieser Zeit eine Kirche modern umzugestalten, war eine heikle Angelegenheit und erforderte den Mut der Gemeinde. Besonders der progressive Stil von Press erforderte ein völliges Neudenken des liturgischen Raumes.

Zum anderen stieß die Gemeinde um 2010 auf eine besondere Herausforderung. Die in Vergessenheit geratenen Entwürfe des Künstlers Press für einen Emporenfries waren wieder aufgetaucht und sollten nun posthum umgesetzt werden. Dabei wollte man dem Küstler gerecht werden, gleichzeitig war eine Umsetzung im geplanten Material nicht möglich. Die Entwürfe mussten also neu gedacht werden, die Gestaltung von Press sollte aber erhalten bleiben. Der Fries vervollständigt nun seit 2018 die Kirche.
Ein Denkmal muss also nicht immer das Abbild eines historischen Zustandes sein. In diesem Fall war es eine lange Entwicklung, die zu einem vielschichtigen Ergebnis führte, das in seiner Ganzheit schützenswert ist.

Cäcilia Hebeis