Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel…
Lieber Petrus,
meinen heutigen Brief in die Ewigkeit richte ich an Dich, der auch der Felsen der Kirche genannt wird und der für alle Christen eine besondere Rolle spielt. Im Evangelium Matthäus 16,18 steht geschrieben, dass Christus auf Dich seine Kirche bauen wird. Damit nimmst Du eine besondere Stellung in der Verbindung zwischen unserer irdischen und der göttlichen Welt, die auch volkstümlich als Himmel bezeichnet wird, ein.
Ich möchte Dich aber auch fragen, ob Du nicht auch den Eindruck hast, dass der Fels, den Du ursprünglich darstellen solltest, mittlerweile etwas brüchig geworden ist. Wenn – wie in einer Umfrage in Deutschland erfolgte – nur 8 % der deutschen Bürger ein besonderes Vertrauen in das haben, was einmal auf diesem Felsen gebaut wurde, dann solltest Du nicht nur Deine liebe Seite zeigen, die darin gipfelt, dass jeder Mensch glaubt, er würde auf jeden Fall in den Himmel kommen. Vielleicht solltest Du die Erdenbürger auch darauf hinweisen, dass Sie Dein Erbe besser bewahren und pflegen.
Wie Du weißt, befinden sich zumindest die Menschen, die im Rheinland, am Main oder in Baden-Württemberg leben, in der fünften Jahreszeit. Einerseits ist dies für viele Menschen eine Zeit der Freude und der Ausgelassenheit. Dies kommt besonders in den vielen Liedern zum Ausdruck, die in dieser Zeit aus vollem Herzen gesungen werden. Anderseits spricht aus der Ausgelassenheit und mancher Liedertexte ein tiefes Vertrauen, dass man bei aller Unzulänglichkeit nicht unter die Räder gerät. Da gibt es dann einen Petrus, der ein so weites Herz hat, dass er auch den größten Sünder nicht abweisen wird, wenn dieser an der Himmelstür klopfen wird. Jetzt könnten viele – ich bin sicher, dass Du Dich über das Vertrauen der Menschen sogar freust – dies als eine kindliche Einstellung ansehen und darüber lächeln. Sie vergessen aber, dass Jesus gesagt hat, ihr sollt klein werden wie die Kinder. Er meinte damit nicht, dass die Erwachsenen Kinder werden sollen, sondern sie sollen denken und fühlen und handeln wie Kinder. Dazu gehört auch ein unreflektiertes Gottvertrauen, dass sich dann in einem Karnevalslied äußern darf, wenn erwachsene Menschen voller Inbrunst singen: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel!“ Damit wird deutlich, wie bunt und vielfältig die Menschen sind, wobei hier bunt nicht im Sinne bestimmter ideologischer Auffassungen verstanden wird. So bunt wie die Farben eines Regenbogens, so vielfältig und unterschiedlich sind die Kinder Gottes, die alle hoffen, eines Tages nicht von Petrus am Himmelstor abgewiesen zu werden. Da sind schlaue und dumme, große und kleine, freundliche und zornige Menschen, die aber eines gemeinsam haben, das Urvertrauen, dass sie in der Ewigkeit irgendwie geborgen und angenommen sein werden.
Und mit dieser kindlichen Einstellung kann man dann aus vollem Herzen singen:
Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel,
Weil wir so brav sind, weil wir so brav sind
Das sieht selbst der Petrus ein
Er sagt: „Ich lass‘ gern euch rein.“
Ihr ward auf Erden schon die reinsten Engelein
Lieber Petrus, ich bin sicher, dass Du Deine Zusage einhalten wirst!
Mit herzlichen Grüßen Dein Erdenbürger Jörg-Michael Bornemann