ZDF-Fernseh-Gottesdienst „Überreich beschenkt“, Oktober in St. Martin Dresden
Lasst uns feiern Gottes Fest,
Halleluja, Halleluja!
weil er uns nie fallen lässt.
Friedemann Wutzler
Das ZDF interessiert sich für uns, tatsächlich für uns, unsere Pfarrei St. Martin in Dresden?
Ja, doch, tatsächlich, wir waren in den Fokus des ZDF geraten, aber (zugegebenermaßen) ein bisschen indirekt! Was viele nicht wissen: Es gibt einen Bistumskinderchor. Der trifft sich zweimal jährlich zu einer Probenwoche und hat dieses Jahr viele neue Lieder einstudiert, u.a. die diesjährigen RKW-Lieder, aus der Feder von Friedemann Wutzler und Martin S. Müller, die den Chor leiten. Und mit diesem Bistumskinderchor wollte das ZDF einen Gottesdienst übertragen. Nun ist unser Kaplan Przemek Kostorz außer für uns auch für die Kinder- und Jugend-Seelsorge des Dekanates Dresden zuständig. Was lag da näher, ihn als Zelebranten und die Pfarrkirche, wo er wirkt, unser St. Martin, für den Gottesdienst auszuwählen. So viel glückliches Zusammentreffen!
Am 30. Oktober wurde also der Gottesdienst aus St. Martin gesendet. Die Kirche war natürlich voll, aber die Sendung erreichte außerdem deutschlandweit 860.000 Zuschauer:innen und hatte einen Marktanteil von stolzen 10,11 Prozent. Nach jedem Fernseh-Gottesdienst wird den Zuschauern die Möglichkeit geboten, sich mit ihren Eindrücken und Fragen an eine zentral geschaltete Telefonnummer wenden zu können. Nach der Sendung gab es 13.000 Anrufe aus ganz Deutschland und zahlreiche E-Mails und Briefe, so groß war die Resonanz.
Aber es war auch ein überwältigender und begeisternder Gottesdienst. „Überreich beschenkt“ war sein Motto, womit der Blick auf die vielen täglichen Geschenke gerichtet wurde, die uns unser Herrgott zuteil werden lässt. Wir müssen sie nur bemerken. Drei berührende persönliche Geschichten dazu von Gemeindemitgliedern unserer Pfarrei wurden in die Predigt von Kaplan Kostorz eingebunden.
Aus den telefonischen Feedbacks war viel Lob und Freude zu hören. Die Texte seien sehr verständlich gewesen, haben Nähe vermittelt, seien in keiner Weise abgehoben. Es sei ein Gottesdienst gewesen, der so viel positive Energie vermittelt hat, Hoffnung, die uns so Not tut in diesen Zeiten, der Kraft gespendet hat. Und die 65 Kinder des Chores! Welche Begeisterung haben sie mit ihrer temperamentvollen Chorleiterin ausgestrahlt, die auf die ganze Gemeinde übersprang. Mit so einer schmissigen Musik, begleitet von Schlagzeug, Saxophon und Kontrabass, war das auch kein Wunder.
Und wir als Pfarrei, wie waren wir eingebunden? Schon ein paar Wochen vor dem Gottesdienst wurde allsonntäglich geworben, sich als Helfer zu melden. Viele würden gebraucht. Und es haben sich viele gemeldet. 25 Leute wurden für den Telefondienst eingeteilt. Nach dem Gottesdienst bis 18 Uhr sollte Anrufern Rede und Antwort gestanden werden. Jeder hatte etwa 1,5 Stunden Dienst und 20 bis 30 Anrufe zu bewältigen. Frauen waren im Hintergrund in der Küche tätig, um allen Mitwirkenden Getränke und etwas zum Knabbern bereitzustellen. Auch für die Mitwirkung im Gottesdienst, für Ministranten, Lektoren, Sprecher und Kommunionhelfer, waren zahlreiche Helfer gewonnen worden.
Ob ich nicht vielleicht eine Fürbitte übernehmen würde, hatte mich der Kaplan gefragt. Eine Fürbitte? Kein Problem. Dann erhielt ich die Probenzeiten, an zwei Tagen zwei Blöcke von je 1,5 Stunden. Ui, ist ja allerhand für eine Fürbitte! Als ich aber live die Abläufe mitbekam, war mir wie allen Beteiligten bald klar, was da alles zusammenpassen musste. Und wie man sprechen soll und welche Kleidung zu tragen sei. Und wie es auf Sekunden ankam. Und die Verkabelung. Nach der Generalprobe mit dem Gottesdienst am Samstag Bestürzung bei der Regie: 2:30 Minuten über die Zeit. Wo kürzen? Die Probenarbeit stellte sich als Mammutprogramm heraus, auch wenn man wie ich nur eine Fürbitte zu sprechen hatte. Auch die Kinder, die am Intro des Gottesdienstes beteiligt waren, und ihre Eltern hatten viel Probenaufwand zu leisten.Aber dabei sein zu dürfen, war ein beglückendes Erlebnis.
Eingebunden werden mussten außerdem ganz fremde Dienste: Die Stadtwerke hatten für Kraftstromanschluss für die Fernsehtechnik zu sorgen. Und das Ordnungsamt war für die Absperrung des ZDF-Fuhrparks zuständig.
Aber aller Aufwand hat sich gelohnt für diesen wunderschönen Gottesdienst, einem Höhepunkt in unserem Pfarreileben mit Ausstrahlung auf ganz Deutschland.
Und doch: Haben wir nicht eine Illusion vermittelt, ein Bild von unserer Pfarrei gezeigt, das im Alltag sich ganz anders darstellt? Natürlich ist unsere Pfarrei nicht jeden Sonntag so zu erleben, aber wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, so etwas auszurichten, zu machen. Das sollte uns Kraft geben für unseren bescheideneren Alltag.
Noch eine Episode, die mir Herr Kaplan berichtet hat, am Schluss: Eine der Kamerafrauen habe ihm eine SMS geschickt. Sie sei nicht gläubig, habe nichts mit der Kirche am Hut, aber dieser Gottesdienst habe, sie wisse nicht genau, was, etwas in ihr ausgelöst. Er habe etwas in ihr bewegt. Besser lässt sich das viele positive Feedback nicht zusammenfassen. Auch das sollte uns Hoffnung geben, gerade in diesen Zeiten, wo es um unsere Kirche nicht zum Besten zu stehen scheint.
Kaplan Kostorz ist allen unfassbar dankbar, die mitgewirkt haben, und ermutigt, dass wir uns als Pfarrei und als Gemeinden bei solchen Projekten beteiligen. Solche Momente schaffen Verbundenheit und schenken Mut, weiter zu machen!
(Text: Thomas Börner)
(Zum Nachhören: https://www.zdf.de/gesellschaft/gottesdienste/katholischer-gottesdienst-470.html)