St. Hubertus war wieder auf Wallfahrt

Am 21. Juni 1208 hat Otto von Wittelsbach den deutschen König Philipp von Schwaben ermordet. Es war wohl kein politisch motivierter sondern ein Ehrenmord. Philip von Schwaben hatte vier Töchter. Die Tochter Kunigunde heiratete den böhmischen König Wenzel den Einäugigen. Und diese Königin Kunigunde hat ein Kloster gestiftet, in dem für alle Zeit für ihr und ihrer Eltern Seelenheil gebetet werden sollte. Die Stiftungsurkunde stammt von 1234, und nun können sich alle Geschlechter das Gründungsjahr dieses Klosters, des Klosters Marienthal bei Ostritz, gut merken.

Dieses älteste, noch existierende Zisterzienserinnenkloster in Deutschland war Ziel unserer Wallfahrt. Wir feierten Hl. Messe in der Klosterkirche. Anschließend hatten wir eine sehr interessante, lebendige Führung durch Frau Bykowska. Sie ist offenbar zuständig für alles, was mit Gästebetreuung, Bildungsangeboten zu tun hat, aber auch der Klostermarkt und die Gaststätte unterstehen ihr.
Das Kloster wurde in seiner Geschichte immer wieder von Verheerungen heimgesucht. Allen erinnerlich ist sicher noch das Hochwasser von 2010. Auch Brände hat es gegeben, die Ereignisse während der Hussitenkriege waren ein schlimmes Trauma, aber die Schwestern sind immer wieder zurückgekehrt. Am Ende des 2. Weltkrieges wollte die SS das Kloster sprengen. Die Räume waren voller Flüchtlinge. Die Äbtissin hat gesagt: wer gehen will, soll das tun, sie bleibt. Das Kloster blieb stehen, es wurden nur 2 Brücken gesprengt.

Klöster hatten früher ausgedehnten Grundbesitz und betrieben auch selbst Landwirtschaft. Das ist heute anders, die geräumigen Wirtschaftsgebäude werden nicht mehr gebraucht. Sie wurden umgebaut und dienen heute als Gästezimmer, Schulungs- und Veranstaltungsräume, Informationszentrum. Unser Aufenthalt wurde abgeschlossen mit dem Mittagessen in der Klosterschänke.

Der zweite Höhepunkt des Tages war der Besuch des St. Wenzeslaus-Stifts in Jauernick-Buschbach. Hier in der Kirche empfing uns Prälat Birkner und ließ uns an seinem reichen Wissen teilhaben. Die Kirche ist die älteste im Bistum Görlitz. Vorgängerbauten hat es offenbar schon im 10. Jahrhundert gegeben. Die ältesten Teile des heutigen Baues stammen von 1230. Wenn man es erklärt bekommt, erkennt man gut, dass die Kirche ein fränkischer Saalbau ist. Nach den Hussitenkriegen wurde er gotisch eingewölbt. Damals bekam die Kirche auch eine wehrhafte Sakristei mit eisenbeschlagener Doppeltür. Sie diente der Bevölkerung als Fluchtburg. Unter der Orgel soll es einen Brunnen gegeben haben. Der Altar und die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert sind aus anderen Kirchen hierher gebracht worden. Die Madonnenfigur mit Kind auf dem Schoß auf der linken Seite ist ein Geschenk aus Eichstätt. Dort befindet sie sich am Hauptportal des Domes und ist Teil der Anbetung der Hl. Drei Könige. Das Original wird auf um 1396 datiert. Die Figuren draußen am Portal sind natürlich auch Abgüsse.

Nach Stärkung des Leibes durch Kaffee und Kuchen, und des Geistes durch eine Abschlussandacht in der Kirche mit Segen mit dem Reliquiar machten wir uns auf die Heimfahrt.

Wir waren am Morgen in einen bequemen Bus der Fa Puttrich gestiegen mit einem netten Fahrer und hatten das ganz normal gefunden. Das war überhaupt nicht normal gewesen, wie wir dann auf der Fahrt erfuhren. Unsere Busbestellung war schief gegangen, und das stellte sich erst kurz vor knapp heraus. Herr Meyer hatte mehrere schlaflose Nächte, Pfarrer Kauder hat seinen Urlaubsantritt um einen halben Tag verschoben, alle haben gewirbelt, damit unsere Wallfahrt nicht abgesagt werden muss. Das Problem war nicht der Bus, Busse sind genug zu haben, aber es gibt keine Busfahrer. Derjenige, der uns schließlich gefahren hat, hat dafür einen Tag seines freien Wochenendes geopfert. Er stammt zwar aus Pirna, lebt aber z. Zt. gar nicht in Deutschland, sondern in Ungarn bzw. in Südtirol. Er war nur hier, weil er seine über 90jährigen Großeltern besuchen wollte. Zufall oder Fügung? Auf jeden Fall für uns Grund zu großer Dankbarkeit gegenüber all den Menschen, die uns den Tag bereitet haben und für ein Dankgebet an den Herrn, der die Herzen der Menschen zur Güte bewegt.
Ilse Boddin

Die nächste Gemeindewallfahrt findet am 16. September 2023 statt