Kreuzweg, 1. Station: WILLKÜR – Jesus wird zum Tode verurteilt
Lesung: Mt 27,11-18.21b-23.26
11Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser: Bist Du der König der Juden?
Jesus sagt: Du sagst es.
12Als aber die Hohenpriester und die Ältesten ihn anklagten, gab er keine Antwort.
13Da sagte Pilatus zu ihm: Hörst Du nicht, was sie Dir alles vorwerfen?
14Er aber antwortete ihm auf keine einzige Frage, so dass der Statthalter sehr verwundert war.
15Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen, den sich das Volk auswählen konnte.
16Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Barabbas im Gefängnis.
17Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war:
Was wollt Ihr? Wen soll ich freilassen, Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt?
18Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte.
21bSie riefen: Barrabas!
22Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt?
Da schrien sie alle: Ans Kreuz mit ihm!
23Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?
Da schrien sie noch lauter: Ans Kreuz mit ihm!
26Darauf ließ er Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.
Bildbetrachtung:
Jesus steht aufrecht vor Pilatus.
Dieser sitzt auf einem zu groß wirkenden Richterstuhl.
Oder ist Pilatus einfach nur zu klein?
Braucht er deshalb den Stuhl, um größer zu wirken?
Seine Arme erscheinen im Verhältnis zum Körper sehr lang. Der Handlanger?
Er hält sich mit einer Hand am Stuhl fest. Ist er unsicher?
Im Gegensatz dazu der aufrechte, mächtig wirkende Jesus.
Selbst mit der Dornenkrone wirkt er noch wie ein König,
Pilatus dagegen eher wie ein Hampelmann oder eine Marionette.
Lassen Sie das Bild eine Weile auf sich wirken!
Meditation:
Jesus wird den Pharisäern zu mächtig.
Er hat sie wiederholt kritisiert.
Immer mehr Menschen folgen ihm.
Dagegen muss etwas unternommen werden.
Man müsste ihn aus dem Weg räumen.
Das soll der römische Statthalter erledigen.
Für irgendwas müssen die verhassten Römer doch zu gebrauchen sein.
Der hat schon so viele Juden kreuzigen lassen, da wird das in diesem Fall doch auch möglich sein.
Allerdings sträubt sich Pilatus anfänglich noch,
dann aber beugt er sich dem wütenden Mob.
Eine aufgebrachte Menschenmenge kann gefährlich werden für die eigene Autorität.
Indem Pilatus nachgibt, wird er jedoch zur Marionette.
Anstelle des Verbrechers Barabbas wird nun Jesus zum Tode am Kreuz verurteilt.
Eine der grausamsten Todesstrafen.
In vielen Unrechtsstaaten werden auch heute noch willkürlich grausame Urteil gefällt.
Menschen werden auch heute noch zum Tode verurteilt.
Doch auch wir selbst sind nicht unschuldig:
– Wie rede ich über unsere Mitmenschen?
– Wie gehe ich mit Vorurteilen um?
– Wie halte ich es mit Urteilen über andere?
Lied: Herzliebster Jesus (GL 290)
1 Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen,
dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?
Was ist die Schuld, in was für Missetaten bist Du geraten?
4 Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!
Der gute Hirte leidet für die Schafe;
die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte.
Gebet:
Guter Gott, in der Welt herrscht oft Willkür und Unrecht, wir wollen uns dagegen stellen.
- Wir bitten für Menschen, die unter Vorurteilen leiden, gib ihnen Kraft, wie Jesus trotz allem eine aufrechte Haltung zu wahren.
- Wir bitten für unrechtmäßig verurteilte Menschen, dass sie nicht daran verzweifeln.
- Wir bitten für alle Richter, dass sie gerecht urteilen und sich nicht von Vorurteilen, eigenen Interessen oder gar einem Mob leiten lassen.
- Wir bitten für die Demonstrierenden, dass sie sich nicht vom Mob der Straße mitreißen lassen.
- Wir bitten für uns selbst, dass wir kein Unrecht dulden und uns dagegen auflehnen.
Du Herr bist gerecht, Dir können wir vertrauen. Dafür danken wir Dir.
Amen
Foto und Text: Martin Geibel,
Skulptur: Ulrich Barnickel, Weg der Hoffnung, point alpa.
Weitere Hinweise zum gesamten Kreuzweg – Weg der Hoffnung: https://st-martin-dresden.de/kreuzweg-2021-weg-der-hoffnung/