Bach’s Osteroratorium, Unch-Uraufführung und Sartorius


Die Kantorei der evangelischen Gemeinde in Frauenstein und der Chor an St. Martin führten unter Leitung von Peter Kleinert und Jochen Schubert am 21.04. in Frauenstein sowie am 28.04. in Dresden das Osterdictum von Johann d. J. Sartorius, eine Uraufführung von Klaus Dieter Untch und das Osteroratorium von Johann Sebastian Bach. Es ist wunderbar, gemeinsam mit den Solisten und Instrumentalisten solch schöne Werke aufführen zu können. Ein Dank auch den hinzugeborgten Männerstimmen. (Wir wissen euren Einsatz zu schätzen!) Auch das moderne Stück, was uns erst herausforderte, haben wir gern gesungen.

„Grab und Felsen öffnet euch“ von Johann Sartorius d. J. (1712-1787)
Klaus-Dieter Untch (*1969) „dennoch“
Osteroratorium von J.S. Bach

Solisten:
Heidi Maria Taubert – Sopran, Stephanie Hauptfleisch – Alt,
Fridolin Wissemann – Tenor, Felix Rumpf – Bass

Instrumentalisten: Serenata Saxonia,
Trompetenensemble Lutz Hildebrand, Friedemann Kleinert Orgel,
in Dresden Flöte Bettina Preusker.

Wie oft wir die Texte in den Chorproben mit Herrn Kleinert und Herrn Schubert auch gesungen haben, das Gesamtwerk selbst zu erleben ist ganz besonders. Eine berührende Musik und eingehende Texte: „Öffn‘ uns auch“ oder „Drück uns selbst, die Augen zu“ ..
Die Osterpredigt zwischen den einzelnen Stücken von Herrn Schubert war nicht weniger berührend und erklärte bisher unverstandene Textzeilen, wie „schwer, Füße und Herz“.
Falls Sie Lust haben auch zu singen, kommen Sie donnerstags 20 Uhr in die Stauffenbergallee.
Es bleiben diese Zeilen im Ohr: „Lasst ein frohes Halleluja durch den Himmel Schallen“ oder „Kommt eilet und laufet“.

 

Geistliches Wort:
Ostern mutet uns viel zu. Ostern mutet uns zu, zunächst dorthin zu gehen, wo Trauer herrscht, wo der Tod ist. Das war auch vor 2000 Jahren so. Es wird nicht Ostern ohne Karfreitag. Die Osterfreude speist sich aus der Erfahrung des Sterblichen, des Letzten, des Abgrunds menschlicher Existenz. Angesichts des gescheiterten, angesichts der Realität des Todes in all seinen Formen mutet uns Ostern zu, das scheinbar Unmögliche zu glauben. Fassungslosigkeit und Schrecken erfüllte die
ersten Zeugen der Auferstehung: Tote sind tot – davon waren auch sie überzeugt. Eine andere Überzeugung und Erfahrung hatten sie nicht. Und nun erfahren sie, dass ihre Überzeugung nicht das Maß aller Dinge ist. Aber, sie waren bereit zu galuben, dass Gott immer meher ist als mein Verstehen, als mein Horizont, eben unermesslich und unfassbar. Ostern mutet uns zu, sich dafür zu öffnen, sich auf den Weg zu machen zum leeren Grab, zu akzeptieren und zu glauben.
Der Weg zur österlichen Freude vom Dunkel ins Licht ist ein Weg, den alle Menschen gehen, ein Lebensweg mit Fest und Leiden uund Grabesstille und Auferstehung, aber der sich nur im Glauben an den Auferstandenen als ein Weg zur Tiefe des Lebens, letztlich zu Gott, öffnet. Als Geheimnis mit Spuren österlichen Segens erschließt sich der Weg im Gehen. Ostern als Rückschau -und weiter wie gehabt- nimmt uns die Begegnung mit dem Leben, dem lebendigen Gott. Jesus ist die Auferstehung und das ewige Leben. In dieser Verbundenheit geschieht Auferstehung – der Seitenwechsel, aus dem Tod hinübergegangen ins Leben, heute, jetzt.
Davon hören wir mit barocken und zeitgenössischen Klängen. Fast eindringlich werden wir gerufen, geladen, mit zu feiern, einzustimmen in den Osterjubel. Der ganze Kosmos wird aufgefordert, dem Gott des Lebens zu huldigen. Nicht Tod, Mord und Gewalt, Krieg und unfassbares Leid soll sein, sondern eben Ostern – Leben. „Lasst ein frohes Halleluja durch den ganzen Himmel schallen. Kommt und eilet, kommt und laufet – Christ ist erstanden.“

Ostern mutet uns viel zu und es fordert uns heraus. Denn ganz so einfach war es nie – damals nicht und bis heute nicht mit all den Fragen und Zweifeln, wie das denn alles sein kann, zusammenpasst und lebbar ist. Erst nach und nach kommen alle, Frauen und Jünger der Ostergeschichten zu einer einigermaßenen Anerkennung und zum Glauben. Alles andere wäre auch verwunderlich und zu Recht mit Skepsis belegt. Die flüchtigen Füsse werden schwer, schwer auch das Herz. Das Grab ist leer. Der Weg, der ein Ziel hatte muss offen und weit werden. Und noch nicht ist deutlich, wo dies enden wird. Das Licht bei den Engeln im Grab hat noch nicht ganz ins Herz hinüber geleuchtet. Es schwankt noch zwischen Verächtlichkeit und Erschrockenheit. Nichts ist mehr klar. Alles scheint umsonst. Nur das Eigene bleibt. Und auch das beschämt; an Salbung ist nicht zu denken. Und auch all die Bemühungen um den Selbsterhalt können im Letzten nicht erquicken, wenn nicht die Wandlung des Herzens geschieht, wir aus und von der Auferstehung leben. Sehr nahe kommen uns Frauen und Jünger mit ihrer Erfahrung des offenen, leeren Grabes.
Was am Ostermorgen damals geschah, hat niemand gesehen. Die Auferweckung hat niemand erlebt.
Die Evangelisten erzählen nur vom Ergebnis. Begegnungen mit dem Auferstandenen gibt es. In all der Spannung ist nicht nur Freude, liegt auch Bekümmernis. Die leeren Herzen und Hände brauchen, was sie sich selbst nicht geben können, brauchen zumindest einen Anfang vom Auferwecken, einen Schatten vom Licht, eine Hilfe zum Gehen, ein Mehr als Jetzt. Komm doch, komm, der Freiheit Raum.
Vielleicht haben wir keine andere Alternative, keine andere Chance und Möglichkeit als an Ostern, am Dennoch Gottes, an unserem Dennoch, am Dennoch des Glaubens festzuhalten.

Jochen Schubert

Das diesjährige Programme der Musikreihe An St. Martin ist hier zu finden.
Auch in Moritzburg organisiert Frau Ulrike Tietze Vespern in der Schlosskapelle. Näheres ist hier zu finden.