Am Karfreitag trug Jesus sein Kreuz nach Golgota. Die Kirche gedenkt der Verurteilung Jesu durch Pilatus und seiner Kreuzigung.
In der Karfreitagsliturgie um 15 Uhr wird die Leidensgeschichte gelesen und unter anderem ein großes Fürbittgebet gesprochen. Familie Kuhn aus Pieschen hat dies 2023 neu formuliert:
Herr Jesus Christus Du bist für uns den schweren Weg ans Kreuz gegangen. Auch wir sollen unser Kreuz täglich auf uns nehmen und dir nachfolgen. Voll Zuversicht, dass du uns hörst und erhörst bringen wir dir unsere Bitten.
1. Täglich hören wir von neuen Naturkatastrophen und Nöten in anderen Teilen der Welt, während wir hier in Europa größtenteils verschont bleiben. Menschen verlieren ihre Existenz und Lebensgrundlage, müssen fliehen und in der Fremde neu beginnen.
Schenke Bewahrung in Gefahr und Zuversicht für alle, die die Hoffnung verloren haben.
Hilf uns ein offenes Herz für die Nöte anderer zu haben und zeige uns, wie wir sie in ihrer Situation unterstützen können.
Gib uns einen weiten Blick, um im Kosmos unseres eigenen Alltags unseren Nächsten nicht aus den Augen zu verlieren.
Kyrieruf
2. Wir denken heute besonders an die Völker im Osten Europas, die sich durch Krieg und Hass feindlich gegenüberstehen. Wir denken an das, mit menschenverachtender Brutalität nach alter Größe strebende Russland, an die von ihm ausgehende Angst, das unvorstellbare, millionenfache Leid und das sinnlose Sterben hunderttausender Menschen.
Wie kann diesem Irrsinn ein Ende bereitet werden? Wie können Hass und Feindschaft überwunden werden?
Herr Jesus Christus. Heute steht uns dein Leiden und Tod vor Augen. Du hast das alles unschuldig für uns durchlitten. Mitten in diesen unmenschlichen Schmerzen hast du im Angesicht des Todes gerufen: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Wir beten um Heilung für alle Verletzten, Versorgung für die Notleidenden, Trost für alle Trauernden, ein Ende der Gewalt und um von deinem Geist erfüllte Friedensstifter, die den Weg zu einem nachhaltigen Frieden ebnen.
Kyrieruf
3. Wir denken an alle Kinder und Jugendlichen in unserem Land.
An die, die nicht willkommen sind und denen daher der Weg ins Leben schon im Mutterleib verwehrt wird.
Wir denken auch an jene, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können und bei Verwandten, in Pflegefamilien oder Wohngruppen ein neues Zuhause finden.
Wir denken an alle, die zu Hause beständig Spannungen und Streit ertragen müssen.
Unsere Gedanken sind besonders bei denen, die durch Erwachsene oder untereinander Gewalterfahrungen machen.
Wir denken aber auch an die vielen Kinder und Jugendlichen, die scheinbar alles haben. Die durch Wohlstand, Konsum und Sicherheit übersättigt sind, anfällig für Selbstumkreisung wurden und jetzt Engagement, Anstrengungen und Mühen zum Wohle anderer scheuen.
Herr Jesus Christus, „Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Frucht des Leibes ist sein Geschenk.“ Wir danken dir für jedes Kind und fühlen mit jenen, denen dieses Geschenk verwehrt bleibt.
Wir bringen in unserem Gebet vor dich alle Kinder und Jugendlichen, die du uns anvertraut hast. Segne sie und schenke allen eine Umgebung in der sie sicher aufwachsen und ihre Gaben zur Entfaltung bringen können.
Hilf ihnen, ihr Kreuz zu tragen und mache sie zu einem Segen für die folgenden Generationen. Kyrieruf
4. Pro Sekunde werden in Deutschland 24 Tiere für unseren Konsum geschlachtet. In Massentierhaltung müssen sie vorher ein unwürdiges und qualvolles Leben ertragen. Gleichzeitig werden für Freizeitparks und Zoos Tiere aus ihrem natürlichem Lebensraum gerissen, um unserer Unterhaltung zu dienen. Tiere werden wie Gegenstände behandelt, als Mittel zum Zweck.
Hilf uns, deine Schöpfung zu bewahren und bewusst mit ihrem Reichtum umzugehen.
Mach uns bereit, Verzicht zu üben und Rücksicht zu nehmen, damit Tierleid verhindert werden kann.
Gib uns Weitsicht, um unseren Konsum zu reflektieren und schenke Versöhnung zwischen Mensch und Tier.
Kyrieruf
5. Wir denken an diejenigen, die das Vertrauen in Institutionen und Verantwortungsträger von Staat und Kirche verloren haben.
Viele Menschen ziehen sich verletzt, enttäuscht und desillusioniert aus gesellschaftlicher und kirchlicher Verantwortung zurück. Andere äußern lautstark ihren Unmut oder versuchen Zeichen zu setzen. Einige radikalisieren sich sogar.
Ein unheilvoller Riss des Misstrauens, der uns untereinander entfremdet, geht durch Gesellschaft und Kirche.
Herr Jesus Christus. Du hast dich mitten in diesen Riss gestellt. Dein Kreuz ist die Brücke, die uns mit Gott und untereinander verbindet.
Wir bitten dich, tröste alle, die enttäuscht, verletzt und alleingelassen wurden und schenke den Mut, dir und einander neu zu vertrauen.
Kyrieruf
6. Wir leben in einer Zeit der Erschütterung unserer Kirchen. Vertrautes wird hinterfragt, Werte befinden sich im Wandel, das menschliche Versagen verantwortlicher Mitarbeiter*innen und der Missbrauch von Macht und Autorität lähmen unseren Glauben und unsere Freude, Teil dieser Kirche zu sein. Wir unterstützen die Beendigung von Ausgrenzung und Missbrauch und sehnen uns nach Sicherheit und Klarheit.
Vater, berühre du heilend die Opfer von Übergriffen und Machtmissbrauch.
Trage die Fassungslosen in deinen starken Armen.
Begleite die Täter und Täterinnen in der Auseinandersetzung mit ihrem Tun.
Schenke uns allen Zuversicht und Glauben, das du deine Kirche nicht aufgegeben hast, sondern weiter mit uns auf dem Weg bist.
Kyrieruf
7. Wir leben in einem säkularen Umfeld, in dem Gott über die Generationen in Vergessenheit geriet oder staatlich ausgetrieben wurde.
Unsere Gemeinden dünnen sich aus, weil Menschen enttäuscht Abstand suchen oder in Pandemiezeiten zu anderen Prioritäten gefunden haben.
In unseren Familien, in der Nachbarschaft oder auf der Arbeit leben wir in Beziehung mit Menschen, die wie wir unterwegs sind auf der Suche nach einem festen Fundament, einem Sinn für ihr Leben und mit der Sehnsucht nach einer ewigen Heimat.
Vater, wir sehnen uns danach, dass das Licht, dass du in unserem Leben angezündet hast, Menschen in unserem Umfeld zu dir einlädt, sie wärmt und ihnen Orientierung schenkt, wo sie danach suchen.
Verhilf uns zu einer neuen Selbstverständlichkeit, von dem zu reden, was „uns heilig ist“.
Erwecke unsere Kreativität und den Mut um als Christen an den Hecken und Zäunen unserer Stadt sichtbar zu werden.
Lass uns Nöte beherzt anzupacken und fröhlich einladen zu einem Leben, im Vertrauen auf dich und deine Versprechen. Kyrieruf
8. Wir denken an alle unheilbar Kranken und Sterbenden, an die, die durch Gewalt, Katastrophen und Unfälle plötzlich aus dem Leben gerissenen wurden und an alle Verstorbenen und deren trauernden Angehörigen.
Herr Jesus Christus, heute stehen wir in deiner Todesstunde vor dem Kreuz. Deine letzten Worte waren: „Mein Gott mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ und „Vater, in deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist!“
Wir bitten Dich für die Sterbenden. Schenke ihnen die Kraft loszulassen und sich vertrauensvoll in deine liebenden Hände zu legen.
Nimm alle Verstorbenen auf in deine Herrlichkeit.
Wir beten auch für die, die Sterbende begleiten, die deren Sorgen und Ängste mittragen.
Wir beten für alle, die geliebte Menschen schwer loslassen können.
Für die, die trauernd zurückbleiben und deren Welt zerbrochen ist.
Richte sie wieder auf und tröste sie durch deine Liebe. Kyrieruf
Herr Jesus Christus, du bist unsere Hoffnung und Zuversicht. Darum vertrauen wir dir, jetzt und auch in Zukunft.
Amen